Billig-Geld überspült M&A-Markt
Das globale Deal-Volumen ging im Jahr 2020 deutlich zurück. Es sank auf 3,6 Billionen US-Dollar - so tief wie seit 2017 nicht mehr. Dieser Rückgang war vor allem im ersten Halbjahr zu spüren. Das globale Dealvolumen sank in diesem Zeitraum um 41%.
Seit dem zweiten Halbjahr 2020 zieht die Aktivität scharf an. Allein in den USA stieg das Deal-Volumen um 88% auf 3,6 Billionen Dollar. Das war der stärkste jemals gemessene Anstieg bei Unternehmensverkäufen. Auffällig ist auch eine Verschiebung von den USA nach Europa. Während die Anzahl großer Unternehmensübernahmen mit einem Volumen von mehr als 10 Mrd. Dollar in Europa kräftig anzieht (+34%), ist es in Übersee deutlich rückläufig (-21%).
Käuferinteresse erwacht wieder
Gespiegelt wird diese Beschleunigung auch in der DACH-Region. Allein im 4. Quartal gab es hier 330 Deals mit einem Volumen von 25,1 Mrd. Euro. Im Gesamtjahr 2020 waren es somit 1.153 Unternehmensübernahmen in einem Volumen von 128,9 Mrd. Euro. Die Zahlen zeigen auch: Das Interesse ausländischer Käufer nimmt weiter zu und insbesondere Unternehmen aus der Industrie und der Chemie-Branche sind stark gefragt. Übrigens: Auch die Private Equity-Aktivitäten haben das Vor-Corona-Niveau bereits wieder erreicht.
Ein Detailblick auf die deutschen Zahlen offenbart, dass auch hierzulande die M&A-Aktivität wieder anzieht. Angetrieben wird der Markt von billigem Kredit und einem forcierten Anlagenotstand. Infolge dessen hat sich das Durchschnitts-Multiple über alle Branchen und Größenklassen leicht von 8,4 auf 8,6 x EBIT erholt. Damit haben die Unternehmensbewertungen ihren Corona-Tiefpunkt hinter sich gelassen.
Preise ziehen wieder an, aber einige Branchen leiden weiter
In den einzelnen Branchen werden freilich weiter sehr unterschiedliche Preise bezahlt. Die Automobilbranche steht weiter unter Druck. Unternehmen aus dem Bereich wechseln für etwa 6,9x EBIT den Besitzer. Der langjährige Durchschnitt des Multiples liegt bei 7,7. Ebenfalls unter Druck stehen Medien (6,1 - 8,4) und Handel / E-Commerce (6,5 - 8,2). Im Aufwärtstrend sind die Preise bei Versorgern und Umwelttechnologie (5,8 - 7,6) und Transport und Logistik-Unternehmen (5,3 - 7,1).
Fazit: Die überbordende Liquidität kommt im Unternehmensmarkt an. Viele Branchen werden wieder teurer. Unternehmen in Strukturwandelbranchen werden wegen der Zukunftsunsicherheit weiter Probleme haben, hohe Preise zu erzielen. Für Einkäufer gibt es selektiv gute Chancen.