Europäische Rosinenpickerei
Die Anzahl chinesischer Unternehmensübernahmen wird in den nächsten Jahren wieder (deutlich) steigen. Damit rechnet das Institut der deutschen Wirtschaft auf Anfrage von FUCHSBRIEFE. 2020 hat sich die Zahl gegenüber den Vorjahren stark reduziert, so das IW. Während 2016 noch 44 Übernahmen registriert wurden, lag der Anteil 2020 bei 23. Das Veröffentlichte Transaktionsvolumen sank von 11 Mrd. Euro im Jahr 2016 (2017 sogar 12,1 Mrd. Euro) auf zuletzt 707 Mio. Euro.
Ansturm auf europäische Unternehmen bleibt aus
Das steht im krassen Gegensatz zu dem, was die Politik 2020 befürchtete. Vor einem Jahr hieß es, dass nach dem Virus-Ansturm der Ansturm auf die europäischen Unternehmen folgen könnte. Dass dieser ausblieb, führt das IW vor allem auf die staatlichen Rettungsmaßnahmen und die Nivellierung der Außenwirtschaftsverordnung (AWV) zurück. FUCHSBRIEFE hatten darüber am 8.10.2020 berichtet.
Das IW erklärt auf Anfrage von FUCHSBRIEFE, dass durch die AWV-Nivellierung Investoren 2020 einerseits an bürokratischen Hürden scheiterten. Das neue Investitionsprüfverfahren ist um einiges anspruchsvoller als das vorherige (siehe FB 8.10.). Andererseits wurden laut Einschätzung des IW viele chinesische Investoren abgeschreckt. Sie hätten sich gar nicht erst um ein Verfahren bemüht.
Transaktionen werden wieder zunehmen
Allerdings ist das nur eine Momentaufnahme. Gründe für den erwarteten Wiederanstieg der Übernahmen sind die wachsende Bedeutung Chinas und das Investitionsschutzabkommen. Durch das Abkommen werde es Negativ- und Positiv-Listen geben. So sollen wünschenswerte Transaktionen gefördert und problematische (Investitionen in kritische Infrastruktur) vermindert werden.
Fazit: Es erscheint plausibel, dass die Transaktionen wieder steigen werden. Stoßen chinesische Investoren an zu hohe Hürden, wird die chinesische Handelspolitik zudem den Druck auf Deutschland und Europa erhöhen.