Multiplikatoren steigen
Am Unternehmensmarkt geht "die Post" ab. Der Markt wird generell beflügelt von der guten Börsenentwicklung. Die treibt die Multiples (Vervielfacher) für Unternehmenskäufe und -zusammenschlüsse (M&A) nach oben. Das zieht auch die Preismultiplikatoren für kleinere und nicht börsennotierte Firmen an. Zugleich wirken die anhaltenden Null-Zinsen bei parallel anziehenden Inflationsraten als Motor der Bewertungen. Zu diesen Treibern kommt als Turbo noch hinzu, dass in etlichen Branchen auch die Umsätze und Gewinne wieder kräftig anziehen, womit die Basis für die Unternehmensbewertung wieder besser und oft auch größer wird.
In nahezu allen Branchen und Unternehmensgrößenklassen klettern die Preise – teilweise steil. Absolute Highfliyer bleiben die Pharma- und Softwarebranche. In beiden Branchen liegen die Spitzenpreise für kleine Unternehmen (Umsatz bis 50 Mio. Euro) bei EBIT-Multiplikatoren bei knapp über 10. Mindestens das 8-fache EBIT wird auf jeden Fall gezahlt. Bei mittleren Unternehmen dieser Branchen liegt die Bandbreite für den EBIT-Multiplikator zwischen 9,5 und 12.
Handwerk, Bau, Medien und Logistik sind günstig
Am unteren Ende der Unternehmenspreise rangieren die Branchen Bau & Handwerk sowie Medien. Hier liegen die EBIT-Multiplikatoren zwischen 5,6 und 7,5 für kleine Bau-Unternehmen und zwischen 6,1 und 8,4 für Medienunternehmen. Auffällig ist in beiden Branchen der recht steile Preisanstieg, der sich vor allem in einer Ausweitung der EBIT-Marge am jeweils oberen Ende der Multiplikatoren-Range manifestiert.
Auch Unternehmen aus dem Bereich Transport & Logistik sind vergleichsweise günstig zu haben. In dieser Branche liegen die EBIT-Multiplikatoren zwischen 5,6 und 7,6 für kleine und 6,8 bis 8,6 für große Unternehmen. An diesen Multiplikatoren zeigt sich insbesondere die teilweise große Fragmentierung des Marktes in viele kleine Unternehmen.
Textil-Unternehmen unter Stress
Nach wie vor unter Druck stehen die Bewertungen bei Textil- und Konsumgüterunternehmen. Die Branche leidet weiterhin besonders stark unter den Folgen der Corona-Beschränkungen. Selbst größere Unternehmensketten (z. B. Adler) kämpfen ums Überleben und müssen hart restrukturieren. Daraus ergeben sich Chancen für Käufer. Von M&A-Experten hören wir, dass in der Branche diverse "distressed M&A-Deals" abgewickelt werden. Dabei werden z. B. Teile von Unternehmen in Insolvenz übernommen.
Fazit: Am Unternehmensmarkt gibt es derzeit viele Preistreiber, die noch geraume Zeit wirken werden. Käufer bekommen zwar weiter günstige Finanzierungen. Sie müssen für einen günstigen Einkauf aber auch genau hinsehen. Verkäufer haben gute Karten und dürfen in den nächsten Monaten noch auf weiter steigende Preise hoffen.