Peak am M&A-Markt überschritten
Der Angriff Russlands auf die Ukraine lässt auch Firmenkäufer vorsichtshalber auf die Bremse treten. Dabei steht vor allem im Fokus, ob es bei den Übernahmezielen Sanktionsverstöße oder absehbare Sanktionsrisiken gibt. Auch die Frage der Reputation ist für Käufer relevant. Viele haben Bedenken, russische (oder weißrussische) Ziele zu übernehmen.
M&A-Geschäft kommt ins Stocken
Im „Feuer“ stehen in erster Linie jene Deals, die einen direkten Bezug zu Russland haben. Diese dürften angesichts der Sanktionen diverser Wirtschaftszweige und innerhalb des SWIFT-Systems ohnehin so gut wie gecancelt sein. Unsicher sind aber auch andere Deals. Viele Käufer stellen aufgrund der gestiegenen Unsicherheiten ihre Pläne grundsätzlich auf den Prüfstand.
Auf der anderen Seite bekommt das Geschäft einen Schub. Denn viele Firmen haben wegen des Krieges Geschäfte in Russland aufgegeben. Sie versuchen nun, diese Geschäfte abzustoßen. Es dürfte aber eine kaum lösbare Aufgabe sein, im aktuellen Umfeld Käufer zu finden, die angemessene Preise für solche Objekte zahlen. Der M&A-Markt wird deshalb einen akuten Knick erleben.
Zinsanstieg bremst Finanzinvestoren aus
Langfristig wird der globale Zinsanstieg zu einem Bremsstein für den Unternehmensmarkt. Angesichts hoher Preise wiegen die absehbar steigenden Finanzierungskosten besonders schwer. Das werden zuerst die Finanzinvestoren spüren, die sehr viel agiler auf die Veränderung dieser Rahmenbedingungen reagieren. Etwas träger werden Strategen reagieren, da sie bei Zukäufen langfristiger agieren und Übernahmeziele suchen, die gut zum eignen Unternehmen passen.
Die Preise für Unternehmensübernahmen stagnierten schon seit einigen Monaten. Durch den Ukraine-Krieg dürften sie –in einigen Sektoren ganz besonders - einen Dip nach unter verkraften müssen. So schlägt der Konflikt, im Verbund mit den ohnehin schon bestehenden Problemen in den internationalen Lieferketten, scharf auf die Autoindustrie und deren Zulieferer durch. Außerdem verhagelt der dynamische Preisanstieg den Unternehmen in vielen Branchen derzeit ihre Jahresplanungen. Die Margen stehen vor allem im Bausektor aufgrund steigender Rohstoffpreise scharf unter Druck. Das spielt Käufern in die Karten, die auf die schlechtere Perspektive und sinkende Gewinnaussichten verweisen.
Preise bereits in einigen Sektoren unter Druck
Im Durchschnitt liegt der EBIT-Multiplikator für Unternehmen (bis 50 Mio. Umsatz) bei 7,8. Unternehmen aus den Branchen Software (8,7), Telekommunikation (7,5) oder auch Nahrungs- und Genussmittel (7,2) sind gefragt. Auffällig hier: Die Preise für mittlere Unternehmen (50 - 250 Mio. Umsatz) ticken schon leicht nach unten, die für kleine Unternehmen steigen noch leicht. Unter Druck stehen die Preise im Bau und Handwerk (5,5).
Fazit: Der Unternehmensmarkt hat den Peak hinter sich. Der Ukraine-Krieg bremst das Geschäft kurzfristig. Der langfristig kräftigere Hebel ist der Zinsanstieg. Verkäufer, die an Strategen abgeben wollen, dürften noch eine Schonfrist haben, bis der Preisdruck auch bei ihnen virulenter wird.