Wie Unternehmen Betrugs-Risiken erkennen
Unternehmen, die sich vor Betrügern schützen wollen, müssen vor allem nach innen schauen. Das ist die wichtigste Erkenntnis einer Auswertung von Schadensfällen durch den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Der hat rund 4.400 Schadensfälle aus der Vertrauensschadenversicherung ausgewertet.
Jeder zweite Fall von Betrug und Veruntreuung in deutschen Unternehmen ist auf das kriminelle Verhalten der eigenen Mitarbeiter zurückzuführen. Allerdings richten Angestellte deutlich höhere Schäden an als externe Täter. Im Durchschnitt bringen kriminelle Interne ihre Arbeitgeber um rund 125.000 Euro bevor sie auffliegen. Externe Kriminelle verursachen im Durchschnitt einen Schaden von 80.000 Euro. Der Grund: Angestellte haben einen Vertrauensvorschuss und sie kennen die Sicherheitslücken im Unternehmen genauer. Deswegen bleiben sie in der Regel länger unentdeckt.
Beispiel: Innentäter im Modell "Selbstbedienung"
Das betroffene Unternehmen war ein Krankenhaus, die Täter waren die Küchen-Vorarbeiterin und der Küchenchef. Beide Täter stahlen zunächst vereinzelt Waren aus den Lagern, professionalisierten sich dann. Lebensmittel, Geschirr, Textilien und Verbandsstoffe wurden teilweise mit Lkw abtransportiert. Das Diebesgut wurde über ein eigenes Geschäft oder im Ausland verkauft. Die Dauer bis zur Entdeckung: 15 Jahre. Der Schaden für das Unternehmen in diesem Extremfall lag bei ca. 3 Mio. Euro.
In diesem Fall gab es begünstigende Umstände, die aber auch oft in anderen Unternehmen zu beobachten sind. Der Küchenchef hat mehrere Mitarbeiter entlassen, die auf Auffälligkeiten und Diebstähle hingewiesen hatten. Entdeckt wurde der Diebstahl dadurch, dass schließlich Verdachtsmomente bis zum Verwaltungsdirektor vorgedrungen waren.
Kriminelle nutzen immer öfter KI
Externe Täter nutzen oft künstliche Intelligenz, um falsche Identitäten vorzutäuschen. Bei der „Fake-President-Masche“ geben sie sich als Führungskräfte von Unternehmen aus. Zunehmend kommen gefälschte Ton- und sogar Videoaufnahmen zum Einsatz. Mit denen werden die Beschäftigten der betroffenen Unternehmen getäuscht und zu schädlichen Handlungen veranlasst. Die Versicherer berichten, dass schon so mancher Beschäftigte „„auf Weisung“ der angeblichen Führungskraft hohe Summen auf fremde Konten überwiesen hat.
Präventionsmöglichkeiten und Kontrollsysteme
Es gibt diverse Präventionsmöglichkeiten gegen solche Betrügereien. So helfen schon ein institutionalisiertes Hinweisgebersystem und regelmäßige Inventuren oft weiter. Eine gute Prävention wird laut Versicherern auch durch ein gutes Betriebsklima und offene, transparente Kommunikation erreicht. Das verringert das Risiko einerseits und erhöht die Aufdeckungswahrscheinlichkeit andererseits. An Kontrollsystemen geht aber kein Weg vorbei. Dazu gehören:
- Bei Zahlungen immer strikt Vier-Augen-Prinzip beachten
- verbindlichen Verhaltenskodex verabschieden
- Mitarbeiter regelmäßig schulen
- Hinweisgeber-System aufbauen
- Compliance-Beauftragten benennen
- Für exponierte Stellen polizeiliches Führungszeugnis anfordern
- Straftaten konsequent ahnden