Börse: US-Märkte laufen auseinander
Die Märkte warten auf neue Impulse. Zu den bestehenden
Bremsklötzen der Zinsen (deren Anstieg sich
verlangsamt hat) und des drohenden Handelskrieges
(Stichwort Zölle) kommt nun noch der Ministerwechsel
im US-Außenministerium hinzu.
Den größten Einfluss hat aktuell die Personalpolitik
im Weißen Haus. Der Austausch des als gemäßigt
geltenden Rex Tillerson mit dem als Hardliner bekannten
CIA-Direktor Mike Pompeo beschäftigt die professionellen
Akteure. Sie spekulieren darüber, ob dies zu einer
Neupositionierung der USA beim Atomabkommen mit
dem Iran führen wird. Tillerson war Befürworter des Abkommens,
Pompeo ist entschiedener Gegner und fordert
lautstark eine Aufhebung des Deals.
In den Ölmarkt könnte schnell Bewegung kommen
Die Personalie könnte mittelfristig noch spürbare
Auswirkungen auf die Märkte haben. Es ist zwar
unwahrscheinlich, dass die USA das Atomabkommen
schnell kippen. Dagegen ist denkbar, dass die USA die
(ausgesetzen) Sanktionen wieder aktiviert.
Der Ölpreis würde dann einen Sprung machen.
Denn der Iran dürfte dann kein Öl mehr exportieren.
Die Größenordnung würde 400.000 bis 800.000 Fass pro
Tag betragen, so die Schätzung von Ölmarkt-Experten.
Das wird der Markt zu spüren bekommen. Und: Zugleich
würden die US-Frackingunternehmen von dem Preisanstieg
profitieren (z. B. Hi Crush, vgl. S. 6). Mittelfristig
dürfte die Angebotsausweitung den Ölpreis dann wieder
beruhigen. Im Kern dürften sich aber die US-Produzenten
neue Marktanteile sichern.
US-Märkte treiben auseinander
Auffällig ist vor diesem Hintergrund das Auseinanderlaufen
der US-Aktienmärkte. Während der
Technologie-Index Nasdaq ein neues Allzeithoch markiert,
stehen Dow Jones und der marktbreite S&P 500
unter Druck. In die Kurse der klassischen Industrie-Aktien
werden die fundamentalen Wirtschaftsrisiken eingepreist.
Die negativen Auswirkungen von Zinsanstieg,
Zöllen und politischen Spannungen auf die Tech-Aktien,
voran die FAANG-Titel (Facebook, Apple, Amazon,
Netflix und Google), werden offenbar als gering erachtet.
Ein Argument, das wir in diesem Zusammenhang hören,
ist der enorme Cash-Berg, auf dem diese Unterehmen
sitzen. Der biete Sicherheit. Wir halten das allerdings für
einen Trugschluss, die Aktien sind einfach schon viel zu
weit gelaufen – auch wenn der Markt das gerade einfach
nicht hören will.
Nächste Woche wird die US-Notenbank Fed einen
Zinsschritt gehen. Das könnte etwas Bewegung in den
Markt bringen. Denn der US-Zinsvorsprung wächst insbesondere
am kurzen Ende gegenüber dem Euro weiter.
Die Aktienmärkte bleiben in skeptischer Lethargie
gefangen. Das Chartbild im DAX trübt sich weiter
an. Denn der Index ist erneut am Widerstand bei 12.500
gescheitert (FK vom 8.3.). Entscheidend ist nun, ob der
DAX die Kraft hat, sich über 12.000 Punkten zu halten.
Ein Fall unter 11.800 Zähler wäre ein Verkaufssignal.
Fazit: DAX-Anleger stecken in einem „Gefangenen-
Dilemma". So lange der Index zwischen 11.800 und
12.800 Punkten läuft, gibt es kein klares Richtungssignal.
Warten Sie die Entwicklung ruhig ab.