Brasilien schlägt Wachstumserwartungen
Je mehr die Türen nach China verschlossen werden, desto dringlicher müssen sich deutsche Unternehmen nach Alternativmärkten umsehen. Die brasilianische Wirtschaft ist in den letzten fünf Jahren stärker gewachsen als erwartet. 2024 wird das reale Wachstum (bei hoher Inflation) wohl 2,3% betragen, 2025 etwa 1,8%. Die Wirtschaftspolitik des seit 2022 (wieder) amtierenden Präsidenten Lula Da Silva stützt das Wachstum. Eine Ende 2023 beschlossene Steuerreform vereinfacht das Steuersystem erheblich, indem es kleinere Steuern abschafft und dafür eine Umsatzsteuer einführt. Die Reform, die auch große Verwaltungsreformen erfordert, wird 2026 bis 2032 umgesetzt.
Das Verkehrsnetz, das besonders in den Regionen abseits der Küste recht schwach ist, soll mit Investitionen verbessert werden. Public-Private-Partnerships, also private Investitionen, die durch Maut wieder eingenommen werden, sollen die Staatsausgaben dafür gering halten. Förderprogramme über 60 Mrd. USD für veschiedene Industriezweige und ein weiteres für die Autoindustrie sollen die Industrie stärken. Gelingt Lula Da Silva die geplante Reform des Bildungssystems, könnte Brasilien in Zukunft eine stabilere Wirtschaft haben. Bisher kam es nach Boomphasen immer wieder zu regelrechten Abstürzen, zuletzt (abgesehen von Corona) 2015.
Weiter Chancen für deutsche Unternehmen
Für deutsche Unternehmen bieten sich einige Chancen. Im Automobilsektor und im Maschinenbau sind deutsche Unternehmen weiterhin starke Anbieter in Brasilien. Stärkster Konkurrent ist inzwischen China, aus dem die meisten Einfuhren nach Brasilien stammen. Starkes Wachstum versprechen Maschinen im Bergbausektor, bzw. Weiterverarbeitung. Brasilien verfügt über viele Rohstoffe wie Bauxit, Grafit, Mangan, Nickel, Niob, Phosphat, Platin, Zinn, seltene Erden, usw. die nicht nur für die Energiewende weltweit benötigt werden.
Auch der Bereich erneuerbare Energien bietet Chancen. Brasilien hat schon jetzt eine günstige Versorgung mit CO2-armen Strom (vor allem aus Wasser- und Bioenergie). Wind- und Solarenergie werden weiter ausgebaut, vor allem im Nordosten. Sie haben in Brasilien sehr niedrige Erzeugungskosten. Die Voraussetzungen Brasiliens, ein großer Produzent grünen Wasserstoffs zu werden, sind sehr gut.
Fazit: Brasilien ist ein vielversprechender Markt für deutsche Unternehmen. Reformen und weltweite Nachfrage sprechen für eine länger anhaltende Wachstumsphase, die auch deutschen Unternehmen einige Chancen bietet.