Das Chaos in den Häfen wird noch eine Weile andauern
Das Hafen-Chaos wird noch einige Zeit andauern. Es trägt zu den Lieferverzögerungen, unter denen zahlreiche Industrien und der Handel in Europa und Nordamerika leiden, wesentlich bei. Früher kamen die Container-Schiffe fahrplangemäß am Zielhafen an. Sie legten an und wurden binnen kürzester Zeit ent- und wieder beladen. Heute sind überall die Fahrpläne durcheinander gekommen. Der Grund: Die Schiffe dürfen häufig nicht sofort anlegen sondern müssen tagelang warten. Damit verzögern sich alle weiteren Fahrten genauso, wie die Ankunft der bestellten Lieferungen bei den Abnehmern.
- In den großen chinesischen Häfen wie Shanghai, Ningbo und Shenzhen liegen bis zu 100 Schiffe wartend auf Reede. Im Mittel bis zu drei Tagen. In Los Angeles und Long Beach sind zwar viel weniger Schiffe auf der Reede. Dafür aber dauert die Wartezeit bis zu 12 Tagen. Denn der Abtransport der Container mit Lkw oder der Bahn stockt. Nicht zuletzt durch die starke Beschädigung vieler Routen durch die zurückliegenden riesigen Waldbrände.
- In Rotterdam liegen zwar im Mittel nur 16 Schiffe auf Reede. Dafür aber bis zu einer Woche. Unsere Zahlen beziehen sich auf den 13.Oktober. Sie stammen von Schiffahrt - Consultants wie Drewry und Seaexplorer sowie Vespucci Maritime.
- Unter den großen Container-Häfen liegt Hamburg im Blick auf die geschilderten Verzögerungen genauso im Mittelfeld wie New York, Antwerpen und Singapur.
- Rotterdam und Hongkong schneiden etwas schlechter ab.
Covid bestimmt den weiteren Verlauf
Die große Frage ist, wie lange dieses Chaos noch anhält. Das hängt vom Covid-Verlauf in China ab. In großen chinesischen Häfen ist schon ein ganzes Terminal allein wegen eines Covid-Falles stillgelegt worden. Unabhängig von Covid bemühen sich die Häfen um eine Normalisierung. Dabei sind sie aber von den nachfolgenden Verkehrsträgern abhängig. In den europäischen Häfen bremst der ausgeprägte Mangel an LKW-Fahrern die Normalisierung.
Die Situation in den chinesischen Häfen dürfte sich erst durch das Neujahrsfest des Landes im Februar zu normalisieren beginnen. Bis dahin könnte es sogar noch schlimmer werden. Branchen-Insider erwarten, dass vor dem Frühjahr 2022 mit keiner nennenswerten Besserung zu rechnen ist.
Fazit: Für Industrie und Handel in Europa werden die Versorgungsschwierigkeiten, soweit es sich um Lieferungen aus Ostasien handelt, noch auf Monate hinaus anhalten.