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Kunst in der Kritik

Der deutsche Kunstbetrieb hat seine Aufgabe aus dem Blick verloren

Es bricht sich eine neue kritische Sicht auf den Kulturbetrieb und seine Institutionen Bahn. Diese analysiert Missstände und legt diese inzwischen schonungslos offen. Erkennbar wird dabei auch, warum wir mehr für die kulturelle Bildung tun müssen und dem Kunstmarkt nicht allein das Ruder überlasen dürfen.

Der Wuppertaler Professor Bazon Brock, der aus Funk- und Fernsehen bekannte Professor für Ästhetik und Kunstvermittlung, hat eine gewichtige Stimme im nationalen und internationalen Kunstgeschehen. Diese Stimme übte nun harsche Kritik am deutschen Kunstbetrieb. "Was wir heute im Museum sehen, ist Dreck." Das war eine der harten Aussagen des Professors, die es in der Zeitschrift „Kunst und Aktionen“ (Ausgabe vom 8. November 2020) sogar zur Überschrift brachte. 

Kern der Kunst-Kritik ist, dass die Museen derzeit ihre wichtigste Aufgabe vernachlässigen. So entsprechen die heutigen Förderstrukturen der Kunstinstitutionen nicht mehr den tatsächlichen Erfordernissen. Demnach geben die Museen unendlich viel Geld aus, um z. B. Ausstellungsprojekte mit den Stars der Kunstwelt zu realisieren. Diese Elitekünstler bedürfen solcher Unterstützung aber nicht mehr. Sie finanzieren sich überwiegend selbst durch private Galerien und Lizenzen bzw. Bildrechte. Jedermann kann z.B. die privaten Galerien besuchen und zumeist kostenfrei an dieser Kunst teilhaben. Daher sollten wir die Allokation der materiellen Ressourcen hinterfragen. 

Geld wird falsch kanalisiert

Die Kunst- und Künstlerförderung sollte sich auf die in der Fläche schaffenden Künstler und Galeristen konzentrieren. Sie leisten Basisarbeit im Entdecken und Vermitteln. Ein breiter Humus an Talenten und Kunstvermittlern bringt die künstlerische Elite von morgen hervor. Klar ist, wie bei allen künstlerischen, sportlichen und auch wissenschaftlichen Aktivitäten, dass nur ein minimaler Anteil (ca. 2 - 4%) jemals zu den absoluten Tops gehören wird. Dies liegt in der Natur der Sache und daher ist die breite Förderung auch kein "rausgeschmissenes Geld". 

Daran ändern auch die "kulturellen Leuchtturmprojekte" nichts, auch wenn diese vielbenutzte Phrase von Kultur- und Parteipolitikern das suggerieren soll Denn hinter den “ Leuchttürmen“ verbirgt sich eine sehr durchsichtige Feigenblattpolitik. Einerseits vermittelt man das Gefühl etwas Gewichtiges für die kulturelle Identität zu leisten, andererseits ist dann kein Budget mehr für die kulturelle Arbeit im Lande übrig. Die Realität ist aber: Die Breite ist die Basis für die Spitze.

Leuchttürme ohne Lenkungswirkung

Dennoch werden hunderte Millionen in Leuchtturmprojekte gesteckt und neue Museen gebaut - doch dabei werden die Kultureinrichtungen aus ihren ureigentlichen Aufgaben entlassen. Diese liegen im wissenschaftlichen Sammlungs- und dem daraus abgeleiteten Bildungsauftrag. Früher begaben sich die Kustoden der großen Kunstmuseen „auf die Straße“, um neue und wissenschaftlich wertvolle Sammlungsgegenstände zu finden und diese für ihr Haus zu erwerben. Heute hingegen hat sich ein Konglomerat von privaten Stargaleristen, Sammlern und Kuratoren gebildet, deren Normsetzungen die Museen zu oft übernehmen. 

Um wenigstens äußerlich möglichen Interessenkonflikten vorzubeugen, werden Beiräte zur Beratung berufen. Dort sitzen dann aber die gleichen Personen beisammen. Im Ergebnis sehen die Programme und Sammlungen uniformiert aus. Egal ob München, Hamburg, Berlin, London, Essen findet man zumeist die gleichen Künstler in den Sammlungen der Moderne. 

Fazit: Bazon Brock schrieb es ganz richtig: Bis in die 1970er Jahre gaben die Museen noch an, was gut ist. Dann übernahm der Markt diese Rolle- und die Museen wurden abgehängt oder hatten keinen Zugang mehr. Dabei ist klar: Der Preis eines Kunstwerkes spielt hinsichtlich der künstlerischen Relevanz eines Werkes eine nur untergeordnete Rolle.

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