Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
3372
Gravierende Verschiebungen der Welthandelsströme voraus – Gold als neutrale Währung

Der Dollar behält auf absehbare Zeit seine Vormachtstellung

Gita Gopinath, die Erste Stellvertretende Geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds, nimmt die Zukunft des Internationalen Währungssystems (IMS) in den Blick. Am Stanford Institute for Economic Policy Research hat sie in einer Rede herausgearbeitet, welche Folgen die Verschiebung der Handels- und Investitionsströme für die großen Handelswährungen haben wird.

Nach mehreren Schocks, wie der COVID-19-Pandemie und dem Einmarsch Russlands in die Ukraine, überdenken Länder ihre Handelspartner. Neue Handelsbeschränkungen und Finanzsanktionen sind seit 2019 stark gestiegen. Handelsbeschränkungen haben sich seit 2019 mehr als verdreifacht. Finanzsanktionen wurden ausgeweitet. Das wirkt sich auf die Direktinvestitionen aus. Es findet eine Verlagerung der Handels- und Investitionsströme entlang geopolitischer Linien statt.

Es entstehen klar definierte Wirtschaftsblöcke, die sich um die USA und China formieren. Der Handel und die Direktinvestitionen zwischen diesen Blöcken haben signifikant abgenommen. So ist beispielsweise der Anteil Chinas an den US-Importen zwischen 2017 und 2023 um 8 Prozentpunkte zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum sank der Anteil der USA an Chinas Exporten um etwa 4 Prozentpunkte.

Erste Folgen werden in den Handelsdaten sichtbar

Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte es laut Gopinath zu einer weitgehenden Abkehr von den globalen Regeln der Zusammenarbeit kommen. Und damit zu einer erheblichen Umkehrung der Vorteile der wirtschaftlichen Integration. Das durchschnittliche gewichtete vierteljährliche Handelswachstum zwischen den Ländern, die sich an die USA anlehnen, und den Ländern, die sich an China anlehnen, war im Zeitraum 2. Quartal 2022 bis 3. Quartal 2023 um fast 5 Prozentpunkte niedriger als das durchschnittliche vierteljährliche gewichtete Handelswachstum im Zeitraum des 1. Quartals 2017 bis zum 1. Quartal 2022 (Beginn des Russland-Feldzug gegen die Ukraine). Gleichzeitig sank das vierteljährliche Wachstum des Handels innerhalb der Blöcke nur um 2 Prozentpunkte.

Auch für die ausländischen Direktinvestitionen zeigen sich die Folgen deutlich. Im Zeitraum nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine gingen der Handel und die ausländischen Direktinvestitionen zwischen den Blöcken im Schnitt um 12% bzw. 20% stärker zurück als die Ströme innerhalb der Blöcke. Bemerkenswert: Diese Muster werden nicht ausschließlich von den USA oder China angetrieben. Sie bleiben auch dann bestehen, wenn man diese beiden Länder aus dem Bild herausnimmt.

Verschiebungen sind noch nicht endgültig

Aktuell sind die Verschiebungen noch reversibel. Auf aggregierter Ebene gibt es noch keine eindeutigen Anzeichen für eine Deglobalisierung. Seit der Zeit der globalen Finanzkrise ist das Verhältnis zwischen Warenhandel und BIP in etwa stabil geblieben. Es schwankt zwischen 41% und 48%.

Hintergrund: Viele direkte Warenströme werden über Drittstaaten wie Mexiko oder Vietnam umgeleitet. Sie werden zu neuen Handelsdrehkreuzen. Und damit steigt auch die Bedeutung ihrer Währungen Mexikanischer Peso (Kurs zum EUR 18) und Vietnamesischer Dong (Kurs 27).

Dollar bleibt Handelswährung #1

Bisher bleibt der US-Dollar die dominante Währung in internationalen Transaktionen und Währungsreserven. Das sichert seine Stellung als Weltleitwährung. Über 80% des Handelsfinanzierungsvolumens werden nach wie vor in US-Dollar abgewickelt – ein Großteil des Rohstoffhandels wird nach wie vor in Dollar fakturiert – und fast 60% der globalen Währungsreserven in Dollar gehalten.

Allerdings gibt es erste Anzeichen von Verschiebungen. Für den chinesischen Block ist der USD-Anteil an den Handelsfinanzierungszahlungen seit Anfang 2022 zurückgegangen. Gleichzeitig hat sich der CNY-Anteil mehr als verdoppelt, und zwar von etwa 4% auf 8%. Das, so Gopinath, sei nicht nur auf Russland zurückzuführen. In China lag der Anteil des CNY an allen grenzüberschreitenden Transaktionen chinesischer Nichtbanken mit ausländischen Geschäftspartnern vor 15 Jahren bei nahezu null. Bis Ende 2023 ist er auf rund 50% gestiegen. Im Gegensatz dazu ist der Anteil des US-Dollars rückläufig. Er sinkt von rund 80% im Jahr 2010 auf 50% im Jahr 2023.

Gold profitiert

Es lohnt sich aber noch der Blick auf die unpolitischste aller Währungen: Gold. Seit 2022/23 nehmen der Goldkäufe durch die Zentralbanken stark zu. Vor allem der Anteil von Gold an den Devisenreserven des China-Blocks ist seit 2015 von weniger als 2% auf 4,3% im Jahr 2023 gestiegen. Im gleichen Zeitraum ist der Wert von Chinas Beständen an US-Staatsanleihen und Agency-Anleihen im Verhältnis zu den Devisenreserven von 44% auf etwa 30% gesunken. Dagegen ist der Anteil von Gold an den Devisenreserven der Länder des US-Blocks im selben Zeitraum weitgehend stabil geblieben. Nach einer aktuellen IWF-Studie neigen die Länder dazu, ihre Goldbestände zu erhöhen, um sich gegen wirtschaftliche Unsicherheit und geopolitische Risiken, einschließlich Sanktionen, abzusichern.

Erhebliche Kosten für Finanztransaktionen bei zunehmender Blockbildung

Gopinath geht auch auf die Kosten einer Fragmentierung des internationalen Finanzsystems ein. In einem milden Szenario mit geringen Anpassungskosten könnten die Verluste bis zu 0,2% des weltweiten BIP betragen. In einem extremen Szenario lägen die Verluste bei bis zu 7% des weltweiten BIP. Die Schätzungen sind jedoch sehr grob.

Bezogen auf die ausländischen Direktinvestitionen könnte die Aufteilung in zwei Blöcke um die USA und China herum sowie einem bündnisfreien Block, zu langfristigen Verlusten von etwa 2% des globalen BIP führen. Als Gruppe wären die Schwellen- und Entwicklungsländer unverhältnismäßig stark von schwereren Formen der Fragmentierung betroffen. Diese Volkswirtschaften sind stärker auf Importe und Exporte von Schlüsselprodukten, einschließlich Rohstoffen, angewiesen, für die es schwieriger und kostspieliger ist, neue Märkte und Lieferanten zu finden.

Energiewende: Deutschland kommt vom Regen in die Traufe

Aber auch für die Energiewende ergäben sich erhebliche Preisfolgen. Die Beschaffung von Mineralien, die für die grüne Transformation von entscheidender Bedeutung sind - wie Kupfer, Nickel, Kobalt und Lithium – würde (deutlich) teurer. Diese Mineralien sind geografisch konzentriert und nicht leicht zu ersetzen. Eine Unterbrechung des Handels könnte zu starken Preisschwankungen führen und Investitionen in erneuerbare Energien und die Produktion von Elektrofahrzeugen unterdrücken. Hier zeigt sich, dass sich Deutschland auf dem energetischen Weg vom Regen in die Traufe befindet. Statt vom Gas aus Russland werden wir nun von anderen, nicht weniger problematischen Rohstoffen und Staaten abhängig.

Warnung des IWF: Rechtsregeln einhalten

Gopinath fügt ihrer Rede noch eine Warnung an. Viele Länder verfolgten aufmerksam die laufende Diskussion über die mögliche Verwendung russischer Staatsgelder, einschließlich der Reserven der russischen Zentralbank, zur Unterstützung der Ukraine. Für den IWF sei es wichtig, dass jede Maßnahme auf einer ausreichenden rechtlichen Grundlage beruht. Sonst sei das Funktionieren des internationalen Währungssystems in Gefahr.

Fazit: Der US-Dollar zeigt trotz zunehmender geopolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Fragmentierung eine hohe Widerstandskraft. Obwohl es eine graduelle Diversifikation der Währungsreserven gibt, bleibt er die Schlüsselwährung in der globalen Wirtschaftsordnung. Aber: Die Verschiebung der Handelsblöcke bringt neue Drehkreuzwährungen auf den Plan – neben dem CNY, den Mexikanischer Peso und den Vietnamesischen Dong.
Meist gelesene Artikel
  • Die verschneiten Pfade zur Weisheit

Das Christkind, der Nikolaus und der verborgene Schatz in der Fuchsburg

Grafik erstellt mit DALL*E
In einem Land, wo die Winter neuerdings wieder kälter waren und die Nächte länger dauerten, lebte die Legende von der Fuchsburg, einem Ort voller Weisheit und Geheimnisse. Nur alle 75 Jahre öffnete sie ihre Tore für einen einzigen Tag, und jenen, die den Weg fanden, versprach sie kostbares Wissen und kluge Ratschläge – zu einem unschlagbaren Preis.
  • Fuchs plus
  • Die Top 10 in TOPS 2025 - Die besten Vermögensmanager

Zweimal Nummer eins im deutschsprachigen Raum

© Verlag FUCHSBRIEFE mit DALL*E und Adobe Express
Acht Banken finden sich in diesem Jahr auf einem Goldrang: die Alpen Privatbank, die Globalance Bank, die Kaiser Partner Privatbank, Merck Finck – A Quintet Private Bank, die Liechtensteinische Landesbank, die Schelhammer Capital Bank, die Bank Vontobel Europe und die Weberbank. Sie alle haben 90 % der Bestleistung im Test erreicht.
  • Wahl ohne Wahl: Der Stillstand regiert

Friedrich Merz: Ein Verwalter der Vergangenheit in Zeiten des Wandels

FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber. © Foto: Verlag FUCHSBRIEFE
Am 23. Februar ruft man uns zur Wahl, doch echte Alternativen fehlen. Friedrich Merz steht für Haltung, aber nicht für Wandel. Wie hat er Olaf Scholz genannt, einen Klempner der Macht? Leider ist Merz genau das – und das Land verharrt im Stillstand, während in den USA große Umbrüche durch Donald Trump und Elon Musk bevorstehen, erwartet FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Schulden auf Rekordhoch: Was Anleger wissen müssen

Ein goldenes Zeitalter bricht an

Die weltweite Schuldenquote sinkt, aber die absoluten Zahlen steigen dramatisch. Bis 2028 könnten die Regierungsschulden auf 170 Billionen USD anwachsen – mit heftigen Folgen für Währungen, Inflation und Investitionen. Was bedeutet das für Anleger?
  • Fuchs plus
  • Kursanstieg bei Palladium voraus

Bodenbildung bei Palladium

Die Nachfrage nach Palladium wird sich langfristig verändern. Grund dafür ist unter anderem die anhaltende Umstellung auf Elektromobilität. Denn ein bedeutender Anteil der Rohstoffnachfrage für Palladium stammt aus der Automobilindustrie. Gleichzeitig gibt es aber auch Gegenbewegungen.
  • Fuchs plus
  • Ungarns Währung liefert einen hohen Realzins

Forint-Anlagen sind lukrativ

Die Konjunktur in Ungarn kommt unter Druck. Die Rufe nach Zinssenkungen werden lauter. Die Notenbank sitzt allerdings zwischen zwei Stühlen. Einerseits möchte sie der Binnenkonjunktur helfen, andererseits mit ihrer Politik die Währung stabilisieren. Anleger finden dennoch gute Chancen in Ungarn.
Zum Seitenanfang