Der Flugverkehr wird sich nur sehr langsam erholen
Keine große Luftverkehrsregion ist vom Corona-Virus so hart getroffen worden wie Europa. Die europäischen Fluggesellschaften fliegen zum Jahreswechsel 2020/21 nicht mehr als 20% bis 35% ihres Vorjahresprogramms. Doch nicht nur Corona ist für die ungünstige Entwicklung verantwortlich. Der Markt Europa ist stark zersplittert. Es fehlt sowohl am Willen zur gemeinamen Wiederaufbauarbeit als auch an Entscheidungen dazu. Und virtuelle Treffen aller Art – als Ersatz für Messen, Konferenzen und Firmentreffen – haben sich eingebürgert.
Weniger Direktflüge, höhere Preise
In einzelnen anderen Ländern der Welt sieht es nicht viel besser aus: etwa in Australien und Neuseeland. Im Vergleich zum europäischen Massengeschäft sind das aber relativ kleine Märkte. In China wird dagegen inzwischen das hohe Verkehrsaufkommen vom Jahresschluss 2019 bereits wieder knapp erreicht.
Passagiere müssen mit folgenden Entwicklungen rechnen:
- Es wird künftig deutlich weniger Direktflüge geben
- Die Reisezeiten werden länger (mehr Umsteige-Notwendigkeiten)
- Die Flugpreise werden tendenziell (deutlich) steigen.
- Die erste Klasse wird in absehbarer Zeit nahezu überall aus den Flugzeugen verschwinden. Das Fliegen wird also für manchen weniger angenehm
Reiselust-Killer
Als "Reiselust-Killer" – besonders auch im Geschäftsreiseverkehrs – gilt die Maskenpflicht. Das wird erst besser werden, wenn allgemeine Corona-Impfungen im Laufe der Zeit erlauben, die Maske abzulegen. Im nächsten Jahr rechnen die Luftverkehrsgesellschaften noch nicht damit.
Die Linien kämpfen noch mit einem weiteren Corona-bedingten Problem. Die Aufenthaltszeiten an den Flughäfen sind derart lang geworden, dass der Flug selbst häufig kürzer als die Wartezeiten ist. Andererseits sind viele Geschäftsreisende vor allem im Export der Ansicht, dass gerade zur Anbahnung neuer Geschäftskontakte die persönliche Begegnung nicht durch die virtuelle zu ersetzen ist.
Womit die Luftverkehrsbranche punkten will
Doch die Luftverkehrsgesellschaften suchen Auswege. Der kommende Chef der International Air Transport Association (IATA), Willi Walsh, will Druck auf die Regierungen und Behörden machen. Er hat eine langen, erfolgreiche Karriere an der Spitze von British Airways und der IAG-Gruppe hinter sich und gilt als kampfeslustig.
- Die IATA versucht einen elektronischen Gesundheitspass durchzusetzen. Er soll alle Impfungen etc. umfassen und vielerlei Kontrollen im Reiseverkehr ersetzen. Wenn es nach der IATA geht, dann wird es nach der Corona-Virusimpfung überhaupt keine gesundheitsbezogene Grenzkontrollen mehr geben.
- Die Bordkarten werden endgültig abgeschafft. Der Passagier kommt papierlos ins Flugzeuge (und am Ende der Reise ins Zielland).
Fazit: Vor allem die Dynamik in den Wachstumsraten im Geschäftsreiseverkehr kommt nicht mehr zurück. Virtuelle Konferenzen bleiben eine starke Konkurrenz (Zeitaufwand, Kosten). Umso mehr dürften touristische Reisen bald wieder boomen. +E-Autos