Der große Exodus
Sammler kehren Berlin den Rücken
Die Sammler wenden sich inzwischen aber wieder ab. Immer mehr von ihnen ziehen ihre Schätze aus der Stadt ab. Die Gründe für die Zurückhaltung der privaten Sammler sind vielfältig. Sie reichen von gekränkter Eitelkeit bis hin zu finanziellen Aspekten. Die renommierte Sammlung Flick verabschiedete sich in die Schweiz. Egidio Marzona ging nach Dresden. Die Julia Stoschek Collection soll ebenso im Aufbruch sein. Als Dauerleihgabe für die Stadt Berlin wurde die Sammlung Marx gesichert.
Viele Unternehmen verkaufen ihre Sammlungen
Nun zeigen sich die Nachteile dieser Kunstpolitik für Berlin. Die generelle Vernachlässigung des öffentlichen musealen Sammelns (wegen klammer Taschen) führt zu komplizierten Abhängigkeitsverhältnissen von Wohl und Wehe privater Sammler. Das ist nicht gut. Denn auch der damit einhergehende Einfluss auf vorhandene Sammlungsschwerpunkte wird zunehmend sichtbar. Der Verlust und Weggang namhafter Sammler bietet aber auch Chancen. Denn auch andere Adressen nehmen Abschied von ihrer Kunst. So sind Unternehmenssammlungen oft schöne Perlen. Über Jahrzehnte mit kluger Hand zusammengetragen waren sie Stolz und wesentlicher Identitätsstifter.
Ein Blick in die Kataloge deutscher und internationaler Auktionshäuser verrät jedoch: Kunst spielt für Unternehmen heute kaum noch eine Rolle. Still und leise begannen die Unternehmen, u.a. die Deutsche Bank, Teile ihrer meist sehr umfänglichen Sammlungen zu veräußern. Auch SOR-Rusche löste jüngst beim Auktionshaus van Ham erfolgreich seine Sammlung auf. Die Sammlung der WestLB, die Sammlung des Bankhauses Sal. Oppenheim und viele andere waren als Einlieferer bei Auktionen vertreten. Kunstliebhaber unter den Unternehmensvorständen sind heute eher eine Ausnahme oder haben Sie schon etwas von einer Kunstsammlung bei Zalando oder Wirecard gehört?
Fazit: Verkäufe aus Unternehmenssamnlungen bieten Sammlern, Liebhabern aber oft auch Städten gerade eine willkommene Gelegenheit, viele gute Stücke zu erwerben. Sammler, die ihre Werke der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen, können oft von steigender Aufmerksamkeit und kletternden Werten berichten.
Hinweis: Die regional unterschiedlichen Regelungen im Umgang mit Corona lassen aktuell keine Auktionsempfehlungen zu. Daher verzichten wir in unsere Tabelle diesmal auf diese Rubrik und weisen Sie lieber auf einige mehr Ausstellungen hin.