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Indien auf dem Weg zur Supermacht

Der umworbene Spieler

Taj Mahal. © sacasonrisas / Fotolia
Indien wird im internationalen Spiel der Großmächte zum Zünglein an der Waage und zum Joker. Das gibt dem Land eine ungeahnte Verhandlungsmacht bei internationalen Abkommen. Premier Narendra Modi hat eine Zustimmungsrate von 77% in der Bevölkerung. Ihm winkt eine dritte Amtszeit. Somit ist mit einer Fortsetzung seiner selbstbewussten, nationalistisch orientierten Politik zu rechnen. Die steht in der indischen Tradition, sich an keine (Super-)Macht zu binden.

Für die EU sind gute Beziehungen zu Indien eine Herausforderung. Davon zeugt auch der jüngste Besuch Außenministerin Annalena Baerbock in dem mit 1,42 Mrd. Einwohnern nach China bevölkerungsreichsten Land der Erde. In vielen Punkten zeigen sich Meinungsverschiedenheiten. Mit der eurozentrierten „wertebasierten Außenpolitik“ kommt Baerbock in Indien nicht weit.

Insbesondere die engen Beziehungen Delhis zu Russland sind für die Europäer problematisch. Indiens Militär baut traditionell auf russischer Technologie auf. 70% des Waffenarsenals stammen aus russischer Produktion. Auch während der Politik der Blockfreiheit Indiens im Kalten Krieg hatte das Land enge wirtschaftliche Beziehungen zu Russland und kaufte dort kräftig Waffen ein. Die Hälfte der indischen Waffenimporte kommt aus Russland. Darunter ist Spitzentechnologie wie U-Boote, T-90-Kampfpanzer, SU-30-Kampfflugzeuge und ein Boden-Luft-Raketensystem (S-400).

Moskau unterstützt Indien im Kaschmir-Konflikt

Zudem kann sich Indien seit jeher der Unterstützung Moskaus im Kaschmir-Konflikt sicher sein. Premier Modi hatte erst 2019 den Autonomiestatus der seit Jahrzehnten abtrünnigen Provinz Kaschmir aufgehoben und damit die Lage verschärft. Auch Pakistan erhebt Ansprüche auf das Gebiet. Die EU hat hier keinen leichten Stand, denn ähnliche Autonomiebestrebungen (Basken) werden auch in der EU nicht goutiert.

Auf die USA ist Delhi nicht gut sprechen. Man vermisste Unterstützung, als Indien China im Sommer 2020 Grenzverletzungen im Himalaya-Gebirge vorwarf. Null Verständnis hat man in der indischen Hauptstadt zudem für den Hals-über-Kopf-Rückzug der Amerikaner aus Afghanistan. Dies habe dem Erzfeind Pakistan einen Vorteil verschafft, heißt es.

Lavieren als Strategie

Wenn auch als Demokratie konstituiert, ist damit keineswegs gesagt, auf welche Seite sich Delhi schlagen wird. Zu groß, um von einer Partei – USA, China oder Russland – ausgegrenzt werden zu können, wird Delhi lavieren und damit den Preis für seine jeweilige Zustimmung nach oben treiben. So hat es Modi zurückgewiesen, Wladimir Putins Russland für den Feldzug gegen die Ukraine politisch zu verurteilen.

Obwohl das bevölkerungsmäßig extrem junge Land – rund 45% der Bevölkerung Indiens sind jünger als 25 Jahre – unter seinen Möglichkeiten bleibt, gehört es wirtschaftlich zu den derzeit starken Nationen auf dem Globus. Am 6. Dezember erhöhte die Weltbank ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr von 6,5 % auf 6,9 %.

Fokus auf Infrastrukturprojekte

Ehrgeizige Infrastrukturprojekte wie Autobahnen und Digitalisierung gehören zu den Fokus-Projekten von Ministerpräsident Narendra Modi. Kein Wunder, gilt die Infrastruktur doch als zentrale Schwachstelle des Riesenreiches und „wunder Punkt“, wenn es darum geht, wirtschaftlich in der ersten Liga zu spielen. Doch Modi hat hier schon einiges erreicht. Die meisten großen Städte haben U-Bahnlinien; über 10.000 km Autobahnen kommen pro Jahr hinzu. Die Internetdurchdringung nimmt rapide zu. Immer mehr Inder haben ein eigenes Bankkonto.

Wo das Land weiter hinterherhinkt, ist vor allem die soziale Infrastruktur. Die Kindersterblichkeit ist weiter (zu) hoch. Die Bildung von Kindern auf dem Land ist stark unterentwickelt. Ein weiteres Problem ist das enorme regionale Gefälle. Zwischen Gujarat, der Region aus der Premier Modi kommt, und Utar Pradesh im Norden des Landes, liegen ökonomisch Welten.

Fazit: Indiens Weg zu einer neuen Supermacht ist unter Modi vorgezeichnet. Europa wird sich eine wesentlich konziliantere Haltung bei seiner wertebasierten Politik angewöhnen müssen, wenn es sich im Spiel der Mächte halten will. Gerade Indien wird perspektivisch als Partner gebraucht und eine auf absehbare Zeit viel wichtigere Rolle spielen als etwa die Länder Afrikas.
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