Der Wert der Volatilität
Die typischen Kursschwankungen von Aktien und Anleihen, die „Volatilität", sind ein Stressfaktor für Anleger. Wenig bekannt ist eine Vermögensklasse, die diesen Stress zur Stabilisierung des Depots und als Renditequelle nutzt. Institutionelle Investoren haben die sog. „Volatilitätsstrategien" für sich entdeckt, denn sie benötigen bei den niedrigen Zinsen alternative Ertragsquellen. Einer der größten Fonds, der Optoflex von FERI (Tabelle), ist bereits über 1 Mrd. Euro schwer. Für private Anleger ist diese Anlageklasse ebenfalls prüfenswert.
Fonds | WKN | Wertentwicklung | |
3 Jahre | 5 Jahre | ||
Warburg Defensiv Fonds | 976539 | 14,60% | 16,67% |
HSBC Discountstrukturen | A0JDCK | 14% | 18,38% |
Lupus Alpha Vola. RiskPremium | A1J9DU | 9,83% | k. A. |
HSBC Aktienstrukturen Europa | 724591 | 16,04% | 17,94% |
Optoflex | A1J4YZ | 8,20% | 15,22% |
Quelle: Eigene Recherche: Stand 20.05.2019 |
Ziel ist es, „Volatilitätsprämien" zu vereinnahmen. Diese ergeben sich aus dem Unterschied der „impliziten" und der tatsächlichen Volatilität. Es ist wie beim Wetter: Die Vorhersage steht für die erwarteten „Wetterschwankungen" der Aktienindizes. Die realisierte entspricht dem erlebten Wetter. An den Kapitalmärkten ist die implizite Volatilität regelmäßig höher als die realisierte. Diese Erkenntnis wird als Ertragsquelle genutzt.
Untersuchungen zeigen, dass die alternative Anlageklasse einen stabilisierenden Faktor auf ein AktienRenten-Depot hat. Der Verlust des Gesamtdepots wird abgefedert, ohne auf Rendite zu verzichten. Etliche Untersuchungen zeigen sogar einen leichten Renditevorteil.
Wer die Anlageklasse einsetzt, ist allerdings nicht von temporären Verlusten verschont. Denn wenn es an den Börsen unruhig wird, steigen auch die Marktprämien für Volatilität, was vice versa für Kursrückgänge sorgt – vergleichbar dem Zinsanstieg bei Anleihen und den dazugehörigen Kursverlusten. Allerdings sind diese Phasen gute Gelegenheiten, in diese Strategien zu investieren. Denn die Kursverluste werden relativ schnell wieder ausgeglichen, selbst wenn der Aktienmarkt seitwärts geht. In Stressphasen wird eine höhere Versicherungsprämie gezahlt, die sich alsbald reduziert.
Das Stressverhalten lässt sich schön an der „Unterwasserkurve" ablesen. Sie bildet die Kursrückgänge vom jeweiligen Höchststand und den Zeitraum bis zur Wertaufholung ab. Gut zu sehen: Während der breite Aktienmarkt nach unten weit „abtaucht", sind die Kursrückgänge bei den Volatilitätsstrategien deutlich geringer– ebenso die Zeit bis zur Wertaufholung. Zugleich dürfen aber die Ertragserwartungen nicht zu hoch geschraubt werden (s. Grafik). Die Investition in den Aktienmarkt wird höher belohnt. Dafür liefert die alternative Vermögensklasse einen stabileren Ertragspfad.
Fazit
Für Langfristanleger kann es sich lohnen, Volatilitätsstrategien beizumischen. Eine Quote von 10% im Gesamtportfolio kann eine weitere Ertragsquelle sein und für mehr Stabilität sorgen. Auch Stiftungen können diese Strategien beimischen.