Deutsche Unternehmen in der Spur
Deutsche Autohersteller und Zulieferer sind – entgegen einer oft gehörten Ansicht – bei der Entwicklung des Autos der Zukunft gut dabei. Im Mittelpunkt steht weniger der elektrische Antrieb als das Autonome Fahren. Brennstoffzellen-Fahrzeuge sind wiederum noch recht weit vom Marktdurchbruch entfernt. Denn sie sind wesentlich teurer in Herstellung und Betrieb als reine E-Autos.
Markt noch in den Kinderschuhen
Der Markt für Stromer steckt noch in den Kinderschuhen. Als Umsatzbringer sind sie für die Konzerne bisher ein Nonvaleur. Größter Absatzraum für Batterie-Autos und Plug-In-Hybride ist China. Doch der Marktanteil von E-Autos lag dort 2018 dennoch erst bei gerade mal 2,9%. Die Anteile in den USA (1,4%), Frankreich (2,5%), GB (2,1%) und Deutschland (1,8%) liegen noch deutlich darunter.
Die Hersteller hoffen auf hohe Wachstumsraten. Sie versprechen sich eine schnelle Marktentwicklung. In Deutschland wurden bis Ende des 3. Quartals 2019 immerhin 48% mehr E-Autos abgesetzt, in Frankreich 36% mehr. Das klingt viel, ist aber gemessen am geringen Ausgangsvolumen immer noch sehr wenig.
Modelloffensive kommt
Derzeit sind die Wachstumsraten von Subventionen abhängig. Aber mit der Massenproduktion wird der Batteriepreis bis 2025 laut Vorhersagen von Bloomberg nochmals um die Hälfte sinken. Gegen Anfang der 2030er Jahre werden Autos mit 500 km Reichweite etwa so viel kosten wie solche mit Verbrennungsmotor.
In den nächsten Jahren gibt es eine Modelloffensive der deutschen Hersteller. Der VW-Konzern plant alleine 50 neue Batteriemodelle bis 2025. Hinzu kommen 30 Plug-In-Hybride. Bei Daimler sind es 130 E-Autos und Hybride, bei BMW 12 Batteriefahrzeuge und 13 Plug-Ins. Die Investitionen dafür sind immens. 46% der weltweit 300 Mrd. USD, die Autohersteller in den nächsten fünf Jahren in E-Mobilität investieren, stammen von deutschen Unternehmen. Dank der Modelloffensive und des wachsenden Marktanteils für E-Autos werden die deutschen Hersteller sogar die strengen EU-Abgasvorschriften ab 2021 einhalten. Das sagt eine Studie, die ausgerechnet vom ICCT (International Council on Clean Transportation) erstellt wurde. Das ICCT ist durch die Aufdeckung des Dieselskandals bekannt geworden.
Wichtiges Modell VW ID3
Eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung des E-Auto-Marktes wird der VW ID3 spielen. Bei 30.000 Euro Listenpreis, mit E-Auto Prämie also 24.000 Euro, wird der ID 3 preislich mit dem ähnlich großen Diesel-Golf konkurrieren können. Aber er wird mit 330 km eine wesentlich geringere Reichweite haben. Zu Beginn der Produktion ist ein Absatz von 100.000 Autos geplant, der später auf 330.000 steigen soll. Weitere Elektro-Modelle des kommenden Jahres sind das Kompakt-SUV BMW ix3, der Kompaktklasse-Mercedes EQA und in der Oberklasse der Audi e-Tron GT.
Beim Autonomen Fahren gut dabei
Auch beim Autonomen Fahren sind die deutschen Hersteller keineswegs abgehängt. Zwar liegt die Google-Tochter Waymo derzeit weit vorne. Denn deren Fahrzeuge haben schon viele Kilometer autonom abgespult. Aber Google nutzt extrem teure Technik, die ein Vielfaches des Autos kostet.
Die deutsche Autoindustrie hingegen nutzt ihre Erfahrung in der Integration elektronischer Assistenten. Diese werden immer komplexer gestaltet und in die im Markt erhältlichen Modelle verbaut. Am Ende des laufenden Entwicklungsprozesses steht dann letztlich das Autonome Fahren – oder zumindest die Möglichkeit dazu.
Software ist noch nicht auf der Höhe
Die dafür nötige Software muss noch erarbeitet werden. VW geht dazu zusammen mit Ford, Mehrheitseigner von Argo AI, dem nächsten Verfolger von Waymo. Mercedes, das mit BMW und Bosch zusammenarbeitet, hat Anfang Dezember in San Jose seine Straßenversuche mit selbst fahrenden Autos gestartet.
Zum Aufholen bleiben wohl noch einige Jahre. VW will 2025 erste autonom fahrende Autos auf den Markt bringen. Brancheninsider glauben, dass es auch Waymo nicht früher gelingen wird, seine Technik für einen Preis von wenigen tausend Euro zu liefern. Mehr wird der Markt nicht hergeben.
Fazit: Auch wenn es die US-Boys hervorragend verstehen, sich und ihre Produkte zu vermarkten: Die Marktanteile zeigen, dass beim Auto der Zukunft noch nichts entschieden ist. Allerdings zählt die Software mehr als die Karosserie.