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Kleine werden außen vor gelassen

Deutschland gerät weiter ins Hintertreffen

Bau einer Lagerhallte. © ThomBal / stock.adobe.com
Ausländische Unternehmen siedeln sich immer seltener in Deutschland an. Und wenn doch, dann oft nur mit stattlichen Subventionen. Das ist keine nachhaltige Industrie- und Ansiedlungspolitik. Und es zeichnet sich ab, dass sich das Zentrum der europäischen Wirtschaft aus Deutschland heraus verlagert.

Deutschlands strukturelle Probleme führen dazu, dass sich kaum noch kleine und mittelständische Unternehmen aus dem Ausland hierzulande ansiedeln. Das ist für FUCHSBRIEFE die wichtigste Erkenntnis der aktuellen Untersuchung des Unternehmensberaters Ernst & Young (EY). 

Attraktiv ist der Standort D in erster Linie für große Unternehmen und Konzerne. Das liegt wesentlich daran, dass diese Unternehmen mit üppigen Subventionen bei Ansiedlungen rechnen können. Diese oft milliardenschweren Förderungen machen die anderweitigen Investitions-Hindernisse für Großunternehmen überwindbar.

Konzerne sind Subventions-Staubsauger

Die großen Investitionsprojekte der jüngeren Zeit kamen vor allem durch die großzügige politische Unterstützung zustande. Intel dürfte gut 5 Milliarden Euro für seine Chip-Fabrik in Magdeburg als Förderung bekommen. Das schwedische Unternehmen Northvolt erhält für sein Batteriewerk in Schleswig-Holstein 155 Millionen Euro. Tesla beantragte Subventionen für die Gigafactory in Grünheide in Höhe von ca. 1 Milliarde Euro. Die hat der Automobilbauer nur deshalb "in letzter Sekunde großzügig abgelehnt", weil er die Förderbedingungen nicht erfüllen konnte. Allerdings hat das Unternehmen erhebliche politische Unterstützung und zahlreiche Sondergenehmigungen erhalten - Hürden, die für KMU oft unüberwindbar sind. 

Auch der Blick auf die realisierten und angekündigten Projekte verstellt die Wirklichkeit. Der größte Einzelinvestor ist Amazon. Das US-Unternehmen hat allein 18 Logistikzentren in Deutschland eröffnet hat, die aber alle als einzelne Projekte gezählt werden. 

Deutschland fällt zurück

Im Trend fällt Deutschland weiter zurück und wird für Investoren immer unattraktiver. Im Vergleich zu 2020 sank die Investitionstätigkeit ausländischer Unternehmen 2021 um 10% (von 930 auf 841 Neuansiedlungen). Es ist das vierte Jahr mit sinkenden Projektzahlen infolge. Als Gründe für ihre Zurückhaltung nennen ausländische Unternehmen: Bürokratie, langwierige Genehmigungsprozesse, hohe Energiekosten sowie den angespannten Arbeitsmarkt. Viele haben Angst, dass sie für ihre Betriebe in Deutschland keine Mitarbeiter finden.

Insbesondere US-Unternehmen halten sich immer mehr zurück. Während im Jahr 2018 noch 220 Investitionsprojekte von US-Unternehmen gezählt wurden, waren es im vorigen Jahr nur noch 157. Demgegenüber stieg der Anteil chinesischer Ansiedelungen im gleichen Zeitraum von 66 auf 102. Die Zahl von Investitionsprojekten britischer Unternehmen erhöhte sich von 58 auf 72.

Südschiene holt auf

Beliebtester Investitionsstandort in Europa ist Frankreich (1.222 neue Projekte, +24%). Dahinter folgen Großbritannien (993 neue Projekte, +2%). Die höchsten Zuwachszahlen haben Italien (207 neue Projekte, +83%), Portugal (200 neue Projekte, +30%, FB vom 13.01.2022) und trotz aller politischer Unsicherheiten die Türkei (264 neue Projekte, +27%). Vor allem Osteuropa gerät bei der Beliebtheit ausländischer Investoren ins Hintertreffen, Nordeuropa stagniert.

Fazit: Die Politik ist auf Großunternehmen fokussiert. Konzerne siedeln sich weiter an, sind aber auch "Subventions-Staubsauger". Die Politik verkauft das vollmundig als Ansiedlungserfolg. Die Großprojekte können die strukturellen Probleme am Standort D aber längst nicht mehr verdecken. Der Mittelstand leidet deutlich stärker unter den schlechten Rahmenbedingungen - und bleibt bei dieser Politik auf der Strecke.
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