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Weltkonjunktur kühlt sich ab und weist mehr Risiken auf

Die goldenen Zwanziger fallen aus

Eine Person lässt mit einer Nadel eine Blase platzen, in der ein Chart abgebildet ist als Symbol für Wirtschaft und Wachstum. © Aamon / Fotolia
Die zwanziger Jahre werden keine goldenen werden. Weltweit schwächelt die Konjunktur. Deutschland ist von dem Wachstumsrückgang früh betroffen. Aber auch andere Länder, darunter die wichtigsten Exportmärkte Deutschlands, leiden unter der Wachstumsschwäche. Kurzfristig sind die Energie- bzw. Rohstoffpreise das größte Wachstumshemmnis.

Die goldenen Zwanziger fallen aus. Die vor wenigen Jahren noch so positiven (Konjunktur-) erwartungen für dieses Jahrzehnt haben sich fundamental gedreht. Vor der Coronakrise rechneten viele Konjunkturexperten mit einem Superzyklus für Deutschland. Also einer langen Wachstumsphase, die nur langsam ausläuft. Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine kam der zweite Schock in kurzer Zeit, der die Weltwirtschaft grundlegend verändert.

Langlaufende Entwicklungen verstärken die konjunkturelle Schwäche. So prognostiziert die BIZ, die Bank der Zentralbanken, für die kommenden zwei Jahrzehnte nur nur noch ein weltweites Wachstum von 2,7% im Jahr. Das ist wenig: In den ersten zwanzig Jahren des Jahrhunderts waren es im Schnitt über ein Prozent mehr Wachstum im Jahr (3,8%), trotz der Finanzkrise.

Deutschland ist vom Wachstumsrückgang früh betroffen

Die Überalterung führt in den entwickelten Ländern zu einem Wachstum von nur noch 0,5% im Schnitt pro Jahr in den nächsten 20 Jahren.  Deutschland ist vom Wachstumsrückgang besonders betroffen. Besonders die sinkende Zahl der Erwerbstätigen verringert die konjunkturellen Aussichten. Weil in den ostdeutschen Bundesländern in den kommenden sieben Jahren mehr Fachkräfte in Rente gehen als junge in den Beruf eintreten, wird das Wirtschaftswachstum dort fast zum Erliegen kommen. Das zeigt eine Studie des IfW (Institut für Weltwirtschaft, Kiel). In Westdeutschland folgt diese Entwicklung in den dreißiger Jahren. Das bedeutet auch erhebliche Risiken für die Staatsfinanzen durch steigende Rentenzuschüsse und steigende staatliche Zuschüsse für die Krankenkassen. Ohne weitere Reformen führen sie zu stetig steigenden Schulden.  

Länder Europas haben alle dasselbe Überalterungsproblem wie Deutschland

Auch Deutschlands wichtigste Exportmärkte, die Länder Europas, erreichen durch die Überalterung nur noch ein schwaches Wachstum. Ausnahmen sind Irland, Frankreich und wenige osteuropäische Länder, die noch recht hohe Geburtenraten haben. Dort ist ein Wachstum von knapp unter 1% p.a. möglich. Länder wie Luxemburg, Malta, Zypern und Schweden erhielten durch hohe Einwanderung eine jüngere Bevölkerung. Weil aber die Einwanderer vor allem aus Europa kamen, müssen auch diese Länder in Zukunft mit einer sich abschwächenden Einwanderung und abflauendem Wachstum rechnen. 

Aktuelle Konjunkturprognosen zu positiv

Die aktuelle Konjunkturprognosen für Deutschland sind von den Energiepreisen und damit vom Russland-Ukraine-Krieg geprägt. In der Frühjahrs-Prognose geht das ifo-Institut noch von 2,2% bis 3,2% Wachstum in diesem Jahr und mehr als 3% im kommenden aus. Um das Wachstum zu erreichen, müssen ab Mitte des Jahres die Energie- und Rohstoffpreise wieder sinken. Weil Deutschland einen zunehmenden Anteil der Rohstoffe nicht mehr von Russland beziehen will und neue Lieferanten suchen und einbinden muss, werden die Preise aber wohl bis Mitte des Jahrzehnts hoch bleiben. Wenn auch unter dem aktuellen Rekordniveau. Das Wachstum wird daher schwächer ausfallen.  

Dennoch keine weltweite Rezession

Schwere Auswirkungen haben die hohen Rohstoffpreise für Entwicklungsländer. Der IWF sieht schon jetzt etwa 60% am Rand der Zahlungsunfähigkeit. Eine weltweite Rezession, wie von der Niederlassung der US-Notenbank Fed in Dallas vorhergesagt, ist aber unwahrscheinlich. Gas- und Ölanlagen, die nur zu relativ hohen Preisen produzieren können, werden in den kommenden Monaten wieder in Betrieb genommen werden und ihre Produktion ausweiten. Während in den kommenden Wochen die Rohstoff-Preise vom Ukrainekrieg beherrscht werden, werden ab Ende des Jahres alternative Produzenten preisdämpfend wirken.

Fazit: Die 20er Jahre werden ein schwieriges Jahrzehnt werden, kein goldenes. Generell wird sich das Wachstum abschwächen. Die Umbrüche, vor allem um die Energieabhängigkeit von Russland zu verringern, schwächen die kurzfristigen Wachstumsaussichten.

Empfehlung: Unternehmen sollten sich frühzeitig auf abflauenden konjunkturellen Rückenwind, sich verschlechternde Kreditkonditionen, hohe Lohnabschlüsse und Energiekosten sowie ein unruhiges politisches Umfeld einstellen.

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