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Kostspielige Accessibility Standards

Digitale Tributleistungen

Kostspielige Accessibility Standards vereinheitlichen das Internet. Copyright: Pixabay
Accessibility-Standards der US Techgiganten dienen dazu, Millionen Webseiten weltweit so zu standardisieren, dass sie für die künstliche Intelligenz der Crawler rasch und fehlerfrei auslesbar werden. Die Tech-Konzerne bürden damit nicht nur Behörden und Unternehmen Kosten auf; sie schränken auch die Gestaltungsfreiheit der Webdesigner erheblich ein.

Die EU-macht sich zur Erfüllungsgehilfin der US-amerikanischen Internetgiganten. Eine EU-Richtlinie vom Oktober 2016 verpflichtet Behörden, ihre Websites und mobilen Anwendungen für alle Nutzer uneingeschränkt zugänglich zu halten. Das klingt gut, ist es aber nicht. Unter dem harmlos klingenden Titel Barrierefreiheit (amerikanisch: Accessibility) sollen etwa Blinde mit einem Sprachausgabeprogramm die Web-Inhalte lesen können. 

Derzeit arbeiten viele Behörden daran, die umfangreichen Guidelines, wie sie etwa von Google oder Microsoft vorliegen, umzusetzen. Vorgeschrieben wird dabei beispielsweise, dass Fotos Bildtexte haben müssen, dass light Schrifttypen verboten sind, dass es keine ins Leere gehenden Links geben darf oder dass alle Inhalte eines PDFs getaggt sind; das heißt, in Containern eingeschlossen, damit sie leichter ausgelesen werden können. In den USA werden Großunternehmen zur Accessibility verpflichtet. Und einzelne deutsche Konzerne stehen bereits unter dem (Klage-)Druck diverser NGOs. 

"Die Rolle des W3C Konsortiums"

Aufgestellt werden die Grundlagen dieser Guidelines vom W3C Konsortium. Dessen Standards wie RDF oder SparQL stellen sicher, dass sich das Internet global technisch einheitlich weiterentwickelt. Das von Internet Pionier Tim Barner-Lee gegründete W3C Konsortium tritt als Garant einer effizienten Internetfunktionalität auf. Kritiker sehen in der am MIT angesiedelten Organisation aber vor allem einen Hebel, die Dominanz der US Techgiganten zu wahren. So erlaubt es der 2017 vom W3C eingeführte EME-Webstandard Firmen wie Netflix oder Amazon, die Nutzer nachzuverfolgen, zu "tracken". 

"Auf Maschinenlesbarkeit optimierte Webseiten"

Gerade die kostspielige Accessibility für Blinde im Internet ist erklärungsbedürftig. Denn die USA sind ein Land, das eine gewaltige Obdachlosenrate und minimale Sozialleistungen hat. Zumindest ist naheliegend, dass eine Verpflichtung zu den Accessibility-Standards weniger im Interesse der vermeintlich Betroffenen als vielmehr im ziemlich profanen Interessen der US Tech-Giganten liegt. UN und EU-Kommission sorgen wiederum dafür, dass die Standards für immer mehr Unternehmen zur Pflicht werden.  

Millionen Webseiten sollen weltweit so standardisiert werden, dass sie für die künstliche Intelligenz der Tech Crawler rasch und fehlerfrei auslesbar werden. Dann rechnen sich die Milliardeninvestitionen in die KI. Die Daten wären sonst nur teilweise nutzbar und unvollständig. Die darauf aufbauenden Geschäftsmodelle kranken ja allesamt noch an der mangelhaften Datenqualität. Dies kam erst kürzlich im Prozess gegen das berühmt-berüchtigte Datenanalyse-Unternehmen Cambridge Analytica heraus. Die Richter bescheinigten dessen Vorhersagemodell des Wählerverhaltens mangelhafte Qualität. Künftig sollen aber über FOAF Standards sogar soziale Beziehungen maschinenlesbar dargestellt werden.

"Braille-Anfänger können gegenderte Texte kaum lesen".

Entwickler und Webdesigner ärgern sich längst über die ausführlichen Styleguides großer Software-Produzenten. Denn sie Schränken deren Gestaltungsfreiheit etwa bei Fotos, Farben und Kontrasten erheblich ein. In Deutschland steht die Barrierefreiheit vor einer zusätzlichen Herausforderung: Die Desktop-Screenreader für Blinde lesen standardmäßig Gendersternchen und -striche vor. Das klingt dann so: Pilot*innen - Pilot Stern innen. Für Braille-Anfänger (Blindenschrift) sind gegenderte Texte kaum lesbar. Behindertenverbände monieren, dass viele Verfechter einer gender-gerechten Sprache die Interessen Behinderter nicht für relevant halten.

Fazit: Accessability klingt solidarisch, macht aber nicht die Welt zu einem „better place“, sondern verbessert vor allem den Einsatz künstlicher Intelligenz für die amerikanischen Tech-Konzerne. Die Kosten tragen weltweit Unternehmen und Behörden.

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