Druckmittel in der Hinterhand
Die EU hat im Handelsstreit mit den USA durchaus ein starkes Druckmittel. Es ist der Leistungsbilanzüberschuss der USA. Betrachtet man nur die Handelsbilanz, haben die USA zwar ein Defizit von 150 Mrd. Euro. Die EU führt Waren im wesentlich höheren Wert in die USA ein, als umgekehrt. Das ist schon seit vielen Jahr(zehnt)en so. Aber seit 2009 erreichen die USA einen Überschuss in der Leistungsbilanz. Die zählt den gesamten Dienstleistungssektor hinzu. Betrachtet man also den gesamten Wirtschaftsaustausch zwischen den beiden Blöcken, haben die USA einen Überschuss.
USA exportieren mehr Dienstleistungen und sammeln Kapital aus Europa ein
Das trifft wichtige US-Sekoren. Zu den Dienstleistungen werden etwa Bank- und Versicherungsgeschäfte, die von den USA aus für europäische Unternehmen getätigt werden, Werbung auf Facebook und amerikanische Software on Demand gezählt. 2017 exportierte Amerika Dienstleistungen im Wert von 51 Mrd. Dollar mehr in die EU, als diese in die USA ausführte.
Einen hohen Überschuss haben die USA bei den Primäreinkommen. Dazu zählen etwa Zinsen auf Anlagen oder die abgeführten Gewinne europäischer Tochtergesellschaften von US-Konzernen. Auch der Teil der Dividenden europäischer Aktiengesellschaften, der an US-Vermögensverwalter für deren Anteile an den Unternehmen fällt, lässt die Primäreinkommensbilanz mit 106 Mrd. Euro im Jahr 2017 für die USA positiv ausfallen.
Die EU kann also gegenhalten. Sie kann mit neuen Steuern und Abgaben auf digitale Dienstleistungen oder auf den Kapitalexport die US-Wirtschaft empfindlich treffen.
Fazit:
Zwar will die EU dies unbedingt verhindern - kommt es aber dennoch zu einer Eskalation im Handelsstreit mit den USA sitzen die Europäer an einem langen Hebel.