Endprodukte statt Maschinen verkaufen
Der Maschinenbau befindet sich nicht erst seit Corona in der Krise. Schon seit 2018 schwächelt die Branche. Umsätze stagnierten und die Gewinne sanken. Die Gewinnmarge der Branche hat sich trotz starkem Umsatzanstieg nach der Finanzkrise 2009 nie ganz erholt. Die Verschuldung ist gestiegen.
Die Probleme haben sich nun verschärft. Für 2020 rechnet der Maschinenbau-Verband VDMA mit einem Produktionsrückgang von 5%. Im April und Mai gingen die Auftragseingänge um je etwa 30% zurück. Die Erholung der Branche wird einige Jahre dauern.
Kostensenkungen als traditioneller Weg aus der Krise
Kosten senken und neue Kunden suchen ist der konventionelle Umgang mit der Krise. Finanzstarke Unternehmen können versuchen, durch Rabatte Marktanteile zu gewinnen. Durch Entlassungen und Produktionsverlagerungen zu Zulieferbetrieben kann die Gewinnsituation verbessert werden. Aber der Strukturwandel (E-Auto, Digitalisierung, Big Data, KI-Anwendungen, usw.) zerstört viele alte Geschäftsmodelle.
Strukturwandel in vielen Branchen erfordert neue Geschäftsfelder
Viele Unternehmen müssen sich ganz neue Geschäftsfelder suchen. Der Solarmaschinenproduzent Meyer Burger will in Zukunft selbst Solarzellen herstellen und somit seinen bisherigen Kunden Konkurrenz machen. Das Unternehmen hat viele wichtige Produktionsverfahren erfunden, konnte aber nicht vom Wachstum der Solarbranche profitieren. Die Maschinen wurden von chinesischen Herstellern kopiert, die zu wesentlich geringeren Preisen anbieten konnten. Der Umsatz Meyer Burgers schrumpfte auf ein Fünftel des Wertes zu Spitzenzeiten (auf 262 Mio. SFR 2019). Über viele Jahre machte das Unternehmen Verluste.
Neue Technik erhöht Chancen des Markteinstiegs
Eine vom Unternehmen zur Produktionsreife entwickelten neue Technik spart Kosten und erzielt einen etwa 10% höheren Wirkungsgrad der Solarzellen. Diese Technologie bietet die Chance, neu in den Markt einzusteigen. Sie wird nun nicht mehr über die Maschinen an andere Hersteller verkauft, sondern nur noch zur eigenen Solarzellproduktion genutzt.
Auch Heideldruck geht in den Endproduktemarkt
Auch Heidelberger Druckmaschinen war in den letzten Jahren der Markt weggebrochen. Die Maschinen wurden zum Druck von Magazinen wie „Stern“ oder „Spiegel“ genutzt, deren Auflage weltweit einbrach. Teilweise konnten neuentwickelte Verpackungsdruckmaschinen den Umsatzausfall ausgleichen. Außerdem wird der Maschinenbauer in Zukunft Sensoren anbieten, die als gedruckte Elektronik auf selbstentwickelten Maschinen hergestellt werden. Diese Spezialmaschinen wird Heidelberg nicht anbieten, weil das Unternehmen den Markt für gedruckte Elektronik selbst entwickeln will. Er wird mehrere Hundert Millionen Euro groß werden.
Fazit: Der starke Wandel in vielen Branchen macht eine Neuorientierung für viele Maschinenbauer nötig. Gerade in Bereichen, bei denen viel Branchen-Knowhow in den Maschinen steckt, kann der Umstieg auf den Markt für Endprodukte attraktiv sein.