Erholung nach dem Schock
Der DAX hat die Unterstützung bei 12.000 Punkten wie erwartet erneut getestet. Und die Marke hat gehalten (FK vom 8.2.). Auch der Dow Jones, S&P 500 und der Nasdaq haben nach ihrem extrem steilen Absturz ebenfalls wieder die Richtung nach oben eingeschlagen. Der Dow war immerhin von 26.600 auf 24.000 Zähler abgeschmiert.
Nun geht es um die Beantwortung der Frage: Korrektur oder Crash-Beginn? Dieser Frage dürfte in den nächsten Tagen – vielleicht auch Wochen – bei einem vermutlich relativ hektische Handel beantwortet werden.Darauf deutet die Reaktion der Märkte auf die jüngsten US-Inflationsdaten hin.
Die Marktreaktion auf die jüngsten US-Inflationsdaten liefert ein gutes Muster für den Verlauf. Die Inflation ist deutlich stärker gestiegen als erwartet wurde. Sie lag mit 2,1% klar über der erwarteten Rate von 1,9%. Prompt tauchten die US-Aktienmärkte ab. Allerdings haben sich die Kurse der Aktien dann auch gleich wieder zügig berappelt.
Wachstum stärker als erwartet
Die Interpretation dieser Rahmendaten durch die Märkte war äußerst positiv. Sie geht so: Die US-Wirtschaft wächst viel stärker als bislang gedacht. Von den Zinsen, in erster Linie von der US-Notenbank, geht aber trotzdem keine Gefahr aus. Obwohl die US-Konjunktur dynamischer wächst, wird die Fed die Zinszügel nicht eher oder stärker straffen als bisher angenommen.
Kurzfristig wird das den Börsen wieder Schwung nach oben geben. Denn die Unternehmen machen gute Geschäfte, die Steuerreform entfaltet allmählich Wirkung, die Weltkonjuktur ist ebenfalls stabil. Die US-Aktien haben somit die Chance, mit guten Unternehmenszahlen in die weiterhin hohen Bewertungen hineinzuwachsen, diese zu rechtfertigen.
Schon mittelfristig könnten die Märkte die Marschrichtung wieder ändern. Zieht die Inflation weiter an, werden auch die Renditen weiter steigen – selbst wenn die Fed unverändert auf ihrem angedeuteten Pfad wandelt. Rentieren US-Treasuries aber solide über 3,5% und Anleihen mit mittelfristigen Laufzeiten über 2,75%, werden sie wieder zur Anlagealternative.
Der Markt braucht frisches Geld
Hinzu kommt, dass die professionellen US-Anleger derzeit praktisch voll investiert sind. „Wir sehen vielfach Investitionsquoten von 99%", so ein Vermögensverwalter gegenüber FUCHS. Viele US-Investoren haben zudem hohe kreditfinanzierte Aktienbestände. Neues Kurspotenzial gibt es also nur, wenn frisches Geld in den Markt fließt. Woher das momentan im nötigen Umfang kommen soll, sehen wir aber nicht. Zumal die Fed ihre Bilanz kontinuierlich und mit wachsenden Raten abbautm, dem Markt also Liquidität entzieht.
Die Marktpsychologie spricht für eine Erleichterungs-Rally. Die dürfte den DAX bis auf 12.900 Punkte führen. Der Dow muss sich über 25.300 Zählern halten, damit er wieder Aufwärtsperspektive hat.
Fazit: Kurzfristig sind steigende Kurse wahrscheinlich. Wir erwarten aber, dass die Indizes nicht wie an der Schnur jetzt wieder nach oben ziehen. Die Trendentscheidung ist noch offen. Auf Sicht fahren.