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Erst der Gaspreis, dann die Inflation

Ein Gasherd. © sanderstock / stock.adobe.com
So wichtig der europäische Gas-Notfallplan auch ist: Er wird die Schocks bestenfalls dämpfen. Die wirtschaftlichen Effekte eines teilweisen oder vollständigen Ausfalls des Russen-Gases sind erheblich und vielfältig. Die befürchtete Mangelllage wird sich nicht nur auf Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze auswirken. Sie hat außerdem erhebliche Auswirkungen auf die Preisentwicklung Das zeigt eine aktuelle Analyse des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Kommt es zum Worst-Case bei den Gaslieferungen, muss Deutschland schon bald mit zweistelligen Inflationsraten rechnen. Sollte Russland tatsächlich für längere Dauer die Gaslieferungen signifikant reduzieren oder gar stoppen, hätte dies auch enorme Auswirkungen auf die Inflation in Europa. Das zeigt eine aktuelle Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF). Besonders stark wäre die deutsche Inflationsrate betroffen. Die Schätzungen des Internationalen Währungsfonds für die Preiseffekte fallen höher aus als die bisherigen der Bundesbank. Laut IWF ist der Übertrag des Gaspreises auf die Verbraucherpreise in Deutschland überdurchschnittlich hoch.

Eine Abschaltung für Europa würde zu einem Anstieg der Gaspreise auf dem gesamten Kontinent führen. Der durchschnittliche niederländische Gaspreis würde dann zwischen 110% bis 370% höher als 2022 ausfallen. Solche Erhöhungen würden auf die Verbraucherpreisinflation in Europa hart durchschlagen. Direkt auf die Preise für Heizöl und Gas, indirekt über die Kosten für die Herstellung anderer Waren und Dienstleistungen für die Öl- und Gas als Energie oder Grundrohstoffe benötigt werden.

Entscheidend wird sein, ob Asien das europäische Leid teilen will

Bei einem Anstieg der internationalen Gaspreise um 110% würde die deutsche Inflation im Jahr 2022 um etwa ¾ Prozentpunkte und im nächsten Jahr um 1¼ höher ausfallen als jetzt schon. Das entspricht einem Szenario, in dem Asien den russischen Angebotsschock zu gleichen Teilen mit Europa teilt. Wenn die internationalen Gaspreise sogar um 370% klettern, könnte die Inflation 2022 bzw. 2023 um etwa 2 bzw. 3,5 Prozentpunkte höher ausfallen. Also dann, wenn asiatische LNG-Lieferungen nicht nach Europa umgeleitet werden.

Zur leichteren Einordnung

Das Statistische Bundesamt hat soeben die neusten Zahlen zur Gasversorgung Deutschlands veröffentlicht: Demnach war Erdgas 2020 mit einem Anteil von 31,2% wichtigster Energieträger in der Industrie. Private Haushalte deckten 2019 mit 41,2% den größten Teil ihres Bedarfs an Wohnenergie durch Erdgas, 13% des in Deutschland erzeugten und in das Stromnetz eingespeisten Stroms stammte im 1. Quartal 2022 aus Erdgas. 2021 wurden 95% des Erdgases in Deutschland importiert.

Fazit: Die IWF-Studie zeigt deutlich, wie sehr sich Europa mit den Gassanktionen ins eigene Fleisch schneidet. Sollte die schlimmsten Befürchtungen eintreffen, müssten deutsche Verbraucher 2022 und 2023 mit zeitweise zweistelligen Preissteigerungsraten rechnen.
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