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Energieimporte der EU aus den USA: Politische und planlose Absichtserklärung

EU-Energieimport aus den USA nicht realisierbar

© Gudellaphoto / stock.adobe.com
Die EU hat im Rahmen des Zollabkommens mit den USA sehr hohe Energieimporte aus den USA vereinbart. Die Produktionszahlen zeigen aber, dass die USA gar nicht so viel liefern kann. Und die EU kann (und will) gar nicht so viel fossile Energie verbrauchen. Das könnte dennoch zu einer neuen Eskalation des Handelskonfliktes führen. Die EU spielt diese Erkenntnis gegenüber FUCHSBRIEFE aber herunter.

Das Versprechen der EU, künftig viel fossile Energie in den USA zu kaufen, wird scheitern - und birgt Risiken für die EU. Sie wissen: Die EU hat im Rahmen der Zolleinigung mit den USA versprochen, in den kommenden drei Jahren Energie im Wert von 750 Mrd. US-Dollar einzukaufen (akt. ca. 650 Mrd. Euro p.a.). Die EU müsste somit jährlich für 250 Mrd. US-Dollar Energierohstoffe in den USA kaufen. 

Energiekäufe sind nur eine "politische Absichtserklärung"

Es wird aber kaum möglich sein, dieses Einkaufsvolumen zu erreichen. Die EU spielt diese Erkenntnis aber herunter. Die Höhe der Energieimporte sei "nur eine politische Absichtserklärung", erklärt eine EU-Sprecherin auf Anfrage von FUCHSBRIEFE. Die Zahlen seien "keine feste Vereinbarung, deren Einhaltung fest geplant ist und überprüft" werde. 

Hinzu kommt: Die Einkäufe müssen von Unternehmen getätigt werden. Sie werden über das AggregateEU-Portal koordiniert. Das wurde 2022 geschaffen, um die Einkäufe von Energierohstoffen aus EU-Staaten zu bündeln, zu vereinfachen und bessere Preise zu erzielen. Die Teilnahme der Unternehmen ist freiwillig. Auf Seiten der EU gibt es keine konkreten Pläne, die Energieimporte aus den USA zu erhöhen.

USA sind schon der größte Lieferant

Eine Rechnung: 2024 kaufte die EU insgesamt 720 Mio t Energierohstoffe für 376 Mrd. Euro. Das zeigt eine Analyse der deutschen Rohstoff-Agentur (DERA). 63% dieser Menge entfielen auf Rohöl, 27% auf Erdgas und 9% auf Kohle. Die USA sind ohnehin schon einer der wichtigsten Lieferanten  für die EU (Erdöl der größte Lieferant, Erdgas der zweitgrößte nach Norwegen). Bei LNG-Gas, das mit Tankern nach Europa gebracht wird, sind die USA (mit 63 Mrd. m³ von 135 Mrd. m³) der größte Lieferant.

Das Einkaufsvolumen der EU in den USA lag bei den Energieimporten (Rohöl, Erdgas, LNG und fertige Erdölprodukte wie Benzin, Diesel, usw.) im Jahr 2024 bei 80 Mrd. Euro. Selbst wenn die EU alles Öl, das sie noch in Russland kauft, künftig in den USA erwerben würde, wird das nicht reichen. Denn die EU hat 2024 Energie im Wert von etwa 22 Mrd. Euro direkt aus Russland importiert.

USA müsste Produktion erheblich steigern

Allerdings sind die Russland-Zahlen verzerrt. Denn bei Erdölimporten wird nicht das Ursprungsland gezählt, sondern das Land, aus dem das Öl zuletzt stammt. Alle wissen, dass Russland viel Öl nach Indien exportiert und dieses dann von dort in die EU eingeführt wird. Es gilt dann aber als indisches Öl. Aber selbst wenn die USA in Zukunft auch diese Importe ersetzen würden, würde nur ein Volumen von 102 Mrd. Euro erreicht werden. Das allerdings dürfte eine Erklärung für den Druck sein, den die USA auf Indien aufbauen, kein russisches Öl mehr abzunehmen. 

Dass die USA ihre Produktion so schnell ausweiten können, um die vereinbarten Exporte zu erreichen, ist ebenfalls unwahrscheinlich. Durch Fracking wurde die Produktion von Öl und Gas in den vergangenen Jahren zwar so stark gesteigert, dass die USA schon 2019 wieder zum Energie-Exporteur geworden ist (netto). Aber weitere große Produktionssteigerungen, die für die hohen Lieferungen in die EU erforderlich wären, machen hohe Investitionen nötig und sind kurzfristig nicht machbar. Europa ist seit 2022 wichtigster Abnehmer von US-Erdöl.

Fazit: Das Energie-Import-Abkommen der EU mit den USA ist zum Scheitern verurteilt. Die USA kann die vereinbarten Mengen gar nicht kurzfristig produzieren, die EU kann sie nicht verbrauchen. Und selbst wenn sie es könnte, würde das dem Bestreben, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, gewaltig zuwiderlaufen. Die USA könnte eine zu geringe Abnahme dennoch zum Anlass nehmen, neue Forderungen an die EU zu stellen. 

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