Exportierte Umweltverschmutzung
Die Chemie- und Pharma-Industrie bestätigt in ihrem jüngsten Branchenausblick, dass mit einer geringeren Produktion dem Umweltschutz nicht direkt geholfen ist. Denn die Energiekrise, ausgelöst durch den Ukraine-Krieg und Netzentgelt-Regelungen zwang die Branche dazu, die Produktion um 20% und teilweise mehr zurückzufahren.
Produktionsverlagerung ins Ausland schützt das Klima nicht
Die Absenkung der Produktion hat zwei gravierende Folgen. „Die Bedarfe an Strom, Wärme, Wasserstoff, CO2 sowie den damit verbundenen Infrastrukturen sinken“. Das führt zu höheren Kosten für den Erhalt der Infrastruktur, die von weniger Nutzern getragen werden müssen (Stichwort Netzentgelt).
Hinzu kommt, dass ein Teil der Produktionsrückgänge in Deutschland nun von anderen Anbietern in anderen Ländern kompensiert wird. Hinter der Hand macht die Branche den Vorwurf, dass die gleichen Waren zu teilweise schlechteren ökologischen und sozialen Bedingungen hergestellt werden. Dem Klimaschutz wird so nur vordergründig geholfen, während die Produkte im Ausland weniger nachhaltig produziert werden.
Wettbewerbsfähigkeit im Blick
Die Chemie- und Pharma-Unternehmen meinen, dass Deutschland noch das Potenzial hat, auch in Zukunft ein führender Standort für die Branche zu bleiben. Das sagt auch Madjar Navah von der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG). Der forcierte Umbau in einen klimaneutralen Sektor benötige aber vor allem finanzielle Mittel (Subventionen). Immerhin empfindet knapp die Hälfte aller Unternehmen den Standort Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern als stark benachteiligt. Genannte Gründe hierzu sind hohe Bürokratie und langwierige Genehmigungsverfahren.