Fachkräftemangel entkoppelt Konjunktur von Arbeitslosigkeit
Abschwung ohne Arbeitslose – dieses Bild zeichnet der DIHK in seinem Arbeitsmarktreport 2019. Grund: der Fachkräfteengpass. Er führt dazu, dass die Unternehmen auch bei deutlich rückläufiger Konjunktur ihre Belegschaften halten. Noch immer gibt es 1,6 Mio. offene Stellen – dieselbe Zahl wie 2018. Inzwischen berichten 30% der Unternehmen, dass es schwer ist, selbst Mitarbeiter ohne Ausbildung zu finden.
Unternehmen wollen auch in Krisenzeiten Mitarbeiter halten – selbst jene ohne Ausbildung
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bestätigt den Befund zumindest teilweise. Bei 1% BIP-Rückgang würden nur noch 0,2% der Beschäftigten entlassen. In früheren Abschwüngen waren es mit 0,4% doppelt so viele. Mit zunehmendem Fachkräftemangel werde der Anteil der Entlassungen sogar noch weiter sinken.
Selbst Nichtausgebildete werden im Abschwung nicht mehr gleich gefeuert. Sehr häufig sind dies Flüchtlinge. Aktuell sind etwa 18% der Arbeitsuchenden ohne Ausbildung bundesweit arbeitslos. Sofern beschäftigt, wollen Unternehmen auch Mitarbeiter ohne Ausbildung halten, weil für die häufig schlechteren Arbeitsbedingungen in dem Bereich nicht so leicht Nachfolger gefunden werden können.
Konjunktur und Arbeitslosigkeit so lange entkoppelt, wie Rezession nicht durch mangelnde Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen verursacht
Die Lage kann sich aber wieder ändern. Die Entkopplung von Konjunktur und Arbeitslosigkeit gilt nur so lange, wie der Konjunkturrückgang auf externe Schocks zurückzuführen ist. Zurzeit sehen die Unternehmen die Ursachen für die schlechte Konjunktur im Brexit, Trumps Handelspolitik und anderen externen Verwerfungen.
Verliert die deutsche Wirtschaft an Konkurrenzfähigkeit, wird sie wieder in größerem Stil entlassen. Etwa weil die Digitalisierung langsamer angegangen wurde als in anderen Ländern und nun ein Nachholbedarf besteht. Dann rechnen die Experten damit, dass Konjunktureinbruch und Arbeitslosigkeit wieder parallel verlaufen.
Fazit
Nicht aus dem Auge verlieren darf man den Wechselkurs des Euro. Er begünstigt derzeit deutsche Firmen und lässt sie wettbewerbsfähiger aussehen, als sie es oftmals sind. Die Situation kann also schnell kippen.