Farnborough: Flugzeugmarkt boomt, Nachhaltigkeit bleibt auf der Strecke
Der Bedarf an neuen Flugzeugen bleibt hoch, trotz der fortwährenden Diskussionen über die Umweltbelastung durch die Luftfahrt. Airbus und Boeing haben ihre Prognosen für die nächsten 20 Jahre nach oben korrigiert. Airbus erwartet einen weltweiten Bedarf von 48.320 Jets, darunter 7.980 Großraumflugzeuge, während Boeing von 43.975 neuen Jets ausgeht. Diese Zahlen sind etwa fünf Prozent höher als noch vor einem Jahr. Rein rechnerisch beträgt die zusätzliche Umweltbelastung pro Jahr 467 Millionen Tonnen CO2 bei einem durchschnittlichen Plus von 4.615 Flugzeugen pro Jahr (bei 67,5 Tonnen CO2/Flug x 1.500 Flüge/Jahr). Dabei geht es vor allem um Verkehrsflugzeuge mit mehr als 100 Sitzplätzen und Frachter mit einer Nutzlastkapazität von über zehn Tonnen.
Die zunehmende Nachfrage steht im Kontrast zu den Bemühungen um Nachhaltigkeit. Zwar wurden auf der Messe einige kleine Elektroflugzeuge präsentiert, doch sie spielen vorerst nur im Taxiflugverkehr eine Rolle. Der Fortschritt bei der Entwicklung umweltfreundlicherer Treibstoffe bleibt schleppend. Dies zeigt die Kluft zwischen dem wachsenden Bedarf an Luftverkehr und den Herausforderungen, die die Branche im Bereich der Nachhaltigkeit bewältigen muss.
Regionale Marktentwicklungen
Besonders interessant ist die regionale Verteilung der Nachfrage. In der Asien-Pazifik-Region wird der Bedarf auf fast 10.000 Flugzeuge geschätzt, ohne den chinesischen Markt einzubeziehen. China allein benötigt 9.500 neue Jets, wobei nur ein kleiner Teil aus der einheimischen Produktion, hauptsächlich durch die Comac 919, stammt. In Europa rechnet Airbus mit einem Bedarf von 8.000 Flugzeugen und in Nordamerika von 7.100 Jets. Die Zahlen von Boeing sind vergleichbar.
Technologische Innovationen und Entwicklungen
Die zukünftige Entwicklung der Verkehrsflugzeuge wird stark von neuen Triebwerkstechnologien beeinflusst. General Electric, Pratt & Whitney und Rolls Royce spielen hier eine Schlüsselrolle. Airbus zeigt besonderes Interesse am Offenen Rotor-Konzept von General Electric und arbeitet intensiv an der „Wing of Tomorrow“, einer neuen, leichteren Tragfläche. Diese Innovation befindet sich bereits in der Testphase und soll die Effizienz zukünftiger Flugzeuge weiter verbessern.
Militärisches Interesse: Das „Tempest“-Projekt
Neben zivilen Flugzeugen war auch das Kampfflugzeugprojekt „Tempest“ ein großes Thema in Farnborough. Großbritannien, Italien und Japan entwickeln dieses Flugzeug gemeinsam, und Saudi-Arabien wird voraussichtlich als Partner hinzukommen. Eine Beteiligung von Australien und Kanada wird ebenfalls diskutiert. Die Entwicklung des Projekts könnte als Folge des Ukraine-Kriegs beschleunigt werden.
Fazit: Die Farnborough-Messe zeigt, dass die Luftfahrtindustrie trotz Umweltbedenken weiter kräftig wächst. Die Herausforderung bleibt, den steigenden Bedarf mit nachhaltigen Lösungen in Einklang zu bringen.