Fehlende Standards führen zum Anlagewirrwar
Ratingagenturen und Indexanbieter unterstützen diese Anlageentscheidungen mit ihren Bewertungen. Auf den ersten Blick ist daher das nachhaltige Investieren simpel. Einfach einen Indexfonds kaufen - schon ist der Depot-Inhalt mit dem Gewissen vereinbar. Doch der Weg führt in die Irre.
In der Tabelle sind die jeweils 5 größten Positionen der Ergebnisse für eine nachhaltige Aktienanlage dreier Indexanbieter abgebildet.
Apple und Co fliegen aus dem Depot
Was als erstes auffällt: Die größten erfolgreichsten Unternehmen der Welt fehlen im Index: Apple, Google, Facebook, Amazon. Bei MSCI verbleibt von diesen „Giganten“ nur Microsoft im Depot. Und zugleich entsteht eine Unwucht: Fünf Prozent des Kapitals sind in den Softwarehersteller angelegt, das Klumpenrisiko steigt.
Wenn der Anleger den weltweit anlegenden ETF des Anbieters Franklin auswählt, bekommt er einen anderen „Anlagecocktail“. Der „Gigant“ Microsoft ist nicht dabei. Lediglich Nvidia, ein Hersteller von Grafikprozessoren und Chipsätzen, findet sich wie bei MSCI in der Liste. Das kalifornische Unternehmen ist auch im Portfolio des Anbieters VanEck dabei. Das ist allerdings die einzige Gemeinsamkeit. Hier macht der Autobauer Tesla 1,5% des Fondsvermögens aus und dies, obwohl die Werte im Fonds eigentlich gleichgewichtet werden sollten. Dieses Ungleichgewicht wird erst zum nächsten Anpassungszeitpunkt ausgeglichen. So haben die Anleger besonders von Tesla profitiert, sind aber auch sofort im Risiko, wenn es schlechte Nachrichten aus dem Silicon Valley gibt.
Einfach ist anders
Anlegern bleibt die ernüchternde Erkenntnis, dass es keinesfalls egal ist, welchen Ratingansatz sie wählen. Deshalb ist es ratsam, sich intensiv mit den „Inhaltsstoffen“ eines Fonds – egal ob als ETF oder als aktiv gemanagt - auseinanderzusetzen.
Alternativ können Investoren auf Beratung setzen. Aber auch hier sind die Unterschiede groß. Im aktuellen Test der FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ wurden die Anbieter auf Herz und Nieren in Sachen „Nachhaltigkeitskompetenz“ untersucht. Das Ergebnis: Die Kompetenz ist sehr unterschiedlich ausgeprägt.
Qualität in der Beratung variabel
Der untere Beratungsstandard ist mit dem Motto „Nachhaltigkeit? Das machen wir auch!“ gut beschrieben. Die Vermögensmanager haben einen Vertrag mit einer der vielen Ratingagenturen für Nachhaltigkeit abgeschlossen. Wenn ein Kunde mehr Nachhaltigkeit will, wird das – meist Datenbank basiert – berücksichtigt. Die Daten der Ratingagenturen werden aber zumeist kritiklos.
Weiter gehen Häuser, die Nachhaltigkeit als festen Bestandteil des Investmentprozesses integriert haben. Kunden erhalten immer eine Anlage, die auch durch einen ethischen und / oder Umweltfilter gegangen ist. Hier werden häufig die Daten mehrerer Ratingagenturen verglichen.
Externe mischen mit
Eine Horizonterweiterung schaffen Banken mit einem Nachhaltigkeits-Fachbeirat. Dieser diskutiert kritisch die jeweiligen Aktienwerte und gibt aus unterschiedlichen Disziplinen wie z. B. Medizinethik, Umweltökonomie oder Philosophie Entscheidungshilfen oder spricht ggfs. auch ein Veto aus.
Die aktuell höchste Stufe der Durchdringung der nachhaltigen Anlage haben Anbieter, die ein eigenes Research für Nachhaltigkeit aufgebaut haben. Sie untersuchen jedes Unternehmen selbst und kommen zu einer eigenen Einschätzung. Dabei werden auch kleine und mittlere Unternehmen betrachtet, die bei den Ratingagenturen durchs Raster fallen.
Fazit: Wer heute sein Aktiendepot nachhaltig aufbauen will, kommt an einem kritischen „Studium“ der jeweiligen Produkte nicht vorbei. Er kann auch Banken und Vermögensverwaltern vertrauen. Aber auch hier ist der Kompetenzumfang unterschiedlich.
Empfehlung: Eine „Shortlist“ der herausragenden Häuser liefert der neue FUCHS-Report „Vermögensanlage 2021 – Wer kann nachhaltig[unbounded value]“, der im FUCHS-Shop bestellt werden kann.