Atemlos durch den Herbst
Die Notenbanken sind wieder am Werk und geben den Märkten Futter. Der Deutsche Aktienindex durchbricht mühelos alle Widerstandsmarken. (Wie lange) kann das gutgehen?
Die Geldpolitik der Notenbanken lässt Anlegern und Investoren kaum Zeit zum Atem holen. Nachdem bereits letzte Woche Donnerstag EZB-Chef Mario Draghi die Märkte zumindest verbal auf eine weitere Geldflutung vorbereitet hatte, senkte am vergangenen Freitag die Peoples Bank of China die Zinssätze für einjährige Ausleihen und Einlagen um jeweils 25 Basispunkte. Die Aussicht auf weiterhin und dauerhaft billiges Notenbankgeld wirkte prompt auf den Aktienmarkt. Der deutsche Leitindex DAX brannte im Anschluss an die EZB-Pressekonferenz ein wahres Kursfeuerwerk ab. Er stieg an den beiden letzten Handelstagen der vergangenen Woche um rund 650 Punkte bzw. mehr als 6,3%. Einige Marktteilnehmer, die das Kursgeschehen bis dato von der Seitenlinie aus verfolgt hatten, wagten sich mit neuen Käufen in den Markt. Gleichzeitig wurden an diesen beiden Tagen sicherlich auch Shortpositionen eingedeckt. Jedenfalls lässt die Heftigkeit der Aufwärtsbewegung und die entsprechend anziehenden Handelsumsätze auf ein solches Szenario schließen. Die Europäische Zentralbank musste noch nicht einmal wirklich aktiv werden. Dem Markt reichte die Aussicht auf weitere Geldspritzen in der Zukunft, um die Rally zu starten. Die US-Notenbank FED sorgte am Mittwoch Abend ebenfalls für Rückenwind an den Märkten. Erwartungsgemäß beließ die FED den Zielkurs für den Leitzins bei 0,00 bis 0,25%. Sie deutete erneut und etwas deutlicher als bisher eine Zinserhöhung im Dezember dieses Jahres an. Trotz der schwachen Arbeitsmarktentwicklung im September äußerte sich der Offenmarktausschuss insgesamt optimistischer zu den wirtschaftlichen Aussichten in den USA. Das scheint uns gewagt. Die Marktteilnehmer klopfen jedes Wort des FED-Protokolls auf Hinweise für einen Zinsanhebungstermin ab. Zeigte sich die FED vor einem Monat noch „besorgt“ über die internationalen Entwicklungen an den Märkten, heißt es nun, dass man die weltweiten Entwicklungen genau „beobachten“ werde. Bereits diese kleinen Änderungen der Wortwahl veranlassen Marktbeobachter zu einer Interpretation in Sachen Zinserhöhung. Die Märkte quittierten das FED-Protokoll mit weiteren Kurssteigerungen. Als sich die FED im September skeptisch zur Wirtschaft und damit einer Zinserhöhung zeigte, wurde dies am Markt noch negativ aufgenommen. Nun lässt die Aussicht einer, wenn auch kleinen und wohl eher symbolischen, Zinswende in den USA die Aktienkurse klettern. Für den Euro ist die Gemengelage aus weiter niedrigen Zinsen in Euroland und potenziell steigenden Zinsen in den USA negativ. Der Kurs der Gemeinschaftswährung verlor in den letzten Handelstagen deutlich und notiert zur Stunde wieder unter der Marke von 1,10 Euro gegen den US-Dollar. Für Exportwerte ist das von Vorteil. Die Dynamik der aktuellen Rally lässt darauf schließen, dass neben neuem Geld, welches eine Anlage an der Börse sucht, Shortpositionen geschlossen werden. Das dürfte die Rally kurzfristig weiter befeuern.
Fazit: Der Markt sollte jetzt eine Konsolidierungsphase einlegen. Stoppkurse sollten weiter angepasst werden, um gut laufende Positionen abzusichern. Wer in der Nähe der Tiefs gekauft hat, kann Teilgewinne realisieren und später günstiger einsteigen.