Anhörung zu US-Autozöllen geplant
In den USA beginnt die praktische Auseinandersetzung mit den negativen Folgen der neuen Zollpolitik für US-Unternehmen. Vorreiter ist die wichtige und noch immer große US-Automobilindustrie. Auch für diese Branche will US-Präsident Donald Trump Zölle von 25% erlassen. Begründung ist wie bei Stahl und Aluminium: die nationale Sicherheit.
Im US-Autosektor formiert sich massiver Widerstand gegen die Strafzölle. Gemeinsam mit dem US-Wirtschaftsministerium will die Automobil-Industrie eine Anhörung zu den negativen Folgen der Autozölle veranstalten. Der Grund: Viele US-Hersteller importieren selber etliche Teile. Auch auf diese Importe müssten dann Zölle gezahlt werden. Folge: Es würden nicht nur BMW, Audi, Porsche und VW teurer. Auch die Fahrzeuge amerikanischer Hersteller müssten Zollkosten an Kunden weiterreichen, also die Preise erhöhen.
Die US-Autoindustrie sieht zehntausende Arbeitsplätze gefährdet. Dieser negative Beschäftigungseffekt wäre weitaus größer, als in der Stahl- oder Aluminium-Industrie der USA. Hinzu kommt, dass die US-Automobilbranche ohnehin seit Jahren angeschlagen und international nur schwer wettbewerbsfähig ist. Offenbar haben die US-Branchenvertreter verstanden, dass die diskutierten Zölle ihnen nur geringe Wettbewerbsvorteile bringen.
Gegenmaßnahmen und WTO-Klage
Zudem spüren die Amerikaner, dass ihre Zölle keine Einbahnstraße sind. Zwar teilen sie international erst einmal ordentlich aus. Aber die Gegenmaßnahmen lassen eben auch nicht lange auf sich warten.
So haben die bereits eingeführten Zölle etliche Gegenmaßnahmen zur Folge. Die EU (und Kanada) wollen vor der WTO klagen. Mexiko, der südliche Nachbar der USA erhebt bereits eigene Strafzölle gegen Stahl, Lampen und ausgewählte Agrar-Produkte. Der nördliche US-Nachbar Kanada will Anfang Juli mit ähnlichen Strafzöllen folgen. Zudem ist ein juristisches Vorgehen im Rahmen der NAFTA angedacht.
Diese internationale Gegenwehr hat auch im US-Kongress eine Debatte ausgelöst. Dort werden die Zölle selbst bei Trumps Republikanern zunehmend kritisch gesehen. Die Erkenntnis: Die Zölle würden de facto wie Steuererhöhungen auf Konsum für die US-Amerikaner wirken. Bei einem Land, dessen Wirtschaft zu fast 70% aus privatem Konsum besteht und einen signifikanten Teil der Konsumgüter global einkauft, ist das relevant. Ob das Repräsentantenhause oder der Senat dagegen vorgehen, ist offen.
Fazit:
Der drohende Handelskrieg mit den USA ist längst nicht so einseitig, wie es die Trump-Administration gern postuliert. Es wird noch etliche Verhandlungen, Winkelzüge und wohl auch Ausnahmen geben.
Hinweis:
Deutsche Unternehmen und Verbände können sich zu den geplanten Autozöllen äußern. Online geht dies laut US-Wirtschaftsministerium gemäß Section 232 des Trade Expansion Act von 1962 https://tinyurl.com/y74ud7as. Sie haben Zeit bis zum 22. Juni. Eine öffentliche Anhörung zu der Untersuchung wird am 19. und 20. Juli 2018 in Washington DC stattfinden.