Der wirtschaftliche Druck auf Russland bleibt erhalten. Das Kommuniqué vom jüngsten Treffen von Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande („...nicht mit einer baldigen Aufhebung der Sanktionen rechnen...“) mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko war nur in der Klarheit, nicht in der Richtung überraschend. An der Konstellation hat sich nichts geändert: Die Putin-Administration kann sich innenpolitisch kein Zugeständnis in der Krim-Frage leisten. Umgekehrt blockieren osteuropäische NATO- und EU-Mitglieder (vor allem Balten und Polen) wirksam jede Aufweichung der westlichen Sanktionen, solange Moskau keine substanziellen Zugeständnisse in genau dieser Frage macht. Selbst der russische Rückzug aus Syrien stellt diese gegenseitige Blockade nicht in Frage.
So wächst der wirtschaftliche Druck auf die Moskauer Regierung durch die sich weiter verschärfende Misere. Die scheint derzeit eine neue Grenze zu überschreiten: Aus dem Umkreis des IWF gibt es Hinweise auf eine geplante Anleihe-Emission Russlands. Offenbar sinkt die Bereitschaft Moskaus, unter den aktuellen Bedingungen weiter Reserven aufzulösen, um die Löcher des aktuellen Budgets und Ausgleichsmaßnahmen zu finanzieren. Dieser Hintergrund lässt den russischen Rückzug aus Syrien zudem als Zeichen der Schwäche erscheinen. Der teure Einsatz soll beendet werden, solange der Eindruck der anfänglichen militärischen Erfolge vorherrscht und die russischen Truppen noch nicht der Abnutzung durch einen Guerilla-Kampf ausgesetzt sind. Zusammen mit dem wieder hoch kochenden Krieg in der Ukraine würden damit die ohnehin geschwächten russischen Kassen durch zusätzliche Militärausgaben belastet.
Fazit: Russland dürfte kaum so bald aus der Rezession herausfinden. Die heftigen Schwankungen der russischen Märkte werden von (irreführenden) periodischen Spekulationen über die Aufhebung der Sanktionen ausgelöst. An dieser Zockerei sollte sich nur beteiligen, wer schnell genug reagieren und entsprechende Verluste verkraften kann.