Just-in-Time ist in Gefahr
Chinas Arbeiter werden immer selbstbewusster und mutiger – die Produktion im Lande darum vielfach immer schwerer kalkulierbar. Wer in China produziert und/oder beschafft, muss sich darum auf Verspätungen oder gar temporären Stillstand einstellen.
Die Streiks erreichen jetzt auch Chinas Logistikbranche und das Baugewerbe. So streikten Fahrer der Hongkonger Logistikfirma Lalamove und gingen in mehreren Städten auf die Straße. Ihr Arbeitgeber hatte ohne Vorankündigung Lohnkürzungen durchgesetzt. Am 6. Mai fuhr ein langer LKW-Protestzug mit Transparenten und Bannern in Shenzhen eine Hauptverkehrsstraße entlang und blockierte sie lange. Auch die Kranführer streikten jetzt für bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen.
Streik-Orga via WeChat.
Auch für andere Millionenstädte sind ähnliche Aktionen in Vorbereitung. So hören wir, dass auch in Changsha, Chengdu, Kunming und Xi'an, Sichuan, Gansu, Henan, Fujian, Hunan, Jiangsu, Guizhou, Jiangxi, Hubei und Guangxi Streiks in der Logistikbranche anstehen. Beschäftigte der Niedriglohnbranche (viele Wanderarbeiter!) fühlen sich auch durch digitale Tools überwacht. Andererseits nutzen die Arbeiter Apps und Messenger wie WeChat, um sich zu organisieren. Die Arbeiter wehren sich gegen Betriebsschließungen und -verlagerungen, Massenentlassungen, Nicht-Zahlung von Löhnen sowie Sozialbeiträgen – und das selbst in staatlichen Betrieben.
Angesichts dieser Entwicklungen sind Just-in-Time-Konzepte im Reich der Mitte vielerorts bedroht. Gehen Sie auch davon aus, dass das Klima noch rauer wird. Ob und wie die Regierung in Peking auf diese Entwicklung reagieren wird, ist noch nicht kalkulierbar.
Unternehmen müssen handeln
Sie müssen Frühwarnsysteme einsetzen, um auf drohende Ausfälle vorbereitet zu sein. Dazu gehört ein Web-System für Risikomanagement. Das sollte unbedingt auch chinesische Medien abdecken, um Schwelendes im Vorfeld genauer bewerten zu können. Ehe Meldungen in Deutschland ankommen, stehen in China die Maschinen längst still. Auf Ihre chinesischen Führungskräfte als einzige Quelle sollten Sie sich besser nicht verlassen. Bauen Sie Ihr eigenes (neutrales!) Netzwerk vor Ort aus.
Fazit:
Die Risiken in der chinesischen Produktion und Lieferkette steigen. Frühzeitige und klare Informationen sind Ihre wichtigste Währung, um handlungsfähig zu sein.
Hinweis:
Relativ zeitnahe Streik-Infos finden Sie in folgendem China Strike Map: http://maps.clb.org.hk/strikes/en