BIZ: Lob für die Realwirtschaft
Der kommende Jahresbericht der BIZ dürfte überraschende Aussagen enthalten - zur "Schere" in der Realwirtschaft und zur Geldpolitik der Notenbanken.
Die Entwicklungen in der Realwirtschaft und auf den weltweiten Finanzmärkten klaffen immer weiter auseinander. Der Jahresbericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), der an diesem Sonntag erscheint, wird diesen Grundtenor haben, sagen uns mit der Thematik Vertraute. Eine Katastrophenwarnung, wie sie inzwischen zum schlechten Ton vieler internationaler Institutionen (voran des IWF) gehört, ist nicht zu erwarten. So werden die Autoren einerseits auf das moderate Wachstum der Weltwirtschaft und abnehmende Arbeitslosenzahlen hinweisen, auf der anderen Seite auf die anhaltenden Verwerfungen auf den Finanzmärkten. An den Mahnungen und Aufgabenkatalogen für die Regierungen dürfte sich im Tenor wenig ändern. Strukturreformen vornehmen, Haushalte konsolidieren, finanzielle Spielräume nutzen – darum wird es gehen. Spannend wird sein, wie die BIZ die Geldpolitik der großen Notenbanken bewertet. So steht der Schuldenankauf durch die EZB nach Meinung der meisten Volkswirte konsequenten Strukturreformen entgegen. Denn er nimmt Handlungsdruck von den Regierungen. Bundesbankpräsident Jens Weidmann hatte diesbezüglich noch vor kurzem der Aufgabe der Vorzugsbehandlung von Staatsanleihen als risikolose Investments das Wort geredet. Hier könnte die BIZ ebenfalls einhaken. Ebenso bei der steuerlichen Besserstellung von Fremdkapital (Schulden) gegenüber Eigenkapital. Auf einen anderen Umgang hinzuwirken, könnte auch eine Aufgabe der OECD werden. In der Vergangenheit war die in Basel ansässige „Bank der Notenbanken“ ein steter Mahner, was eine allzu lockere Geldpolitik betrifft. Zu Zeiten des „Magiers“ an der Spitze der Fed, Alan Greenspan, stellte sie sich für eine Institution dieser Art ungewöhnlich offen gegen dessen geldpolitisches Verständnis. Sie forderte stets, neben den Verbraucherpreisen auch die Vermögenspreise im Auge zu behalten. Gerade die Vermögenspreise sind es, die durch die lockere Geldpolitik massiv angeschoben wurden und inzwischen auch gesellschaftspolitisch zum Problem werden. Denn sie begünstigen Großverdiener und Kapitalanleger gegenüber Kleinsparern, die auf den Märkten keine größeren Anlagerisiken eingehen (können).
Fazit: Die Schere, die sich in der Entwicklung von Real- und Finanzwirtschaft auftut, ist auch ein Produkt der Notenbankpolitik. Diese gerät international allmählich immer mehr unter Druck.