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Währungen aus der Region Westeuropa

Der Brexit hinterlässt Spuren

In unserem Devisen-Wochenschwerpunkt blicken wir auf die Entwicklungen in Großbritannien, der Schweiz, Schweden und Norwegen.

„ . . . and now project facts“

Den Protagonisten der Brexit-Kampagne war es gelungen, alle Warnungen vor den Konsequenzen eines EU-Austritts zu überspielen. Das einschlägige Schlagwort hieß „project fear“. Jetzt kommen die Fakten auf den Tisch. Einen Vorgeschmack liefert der IWF. Dessen Artikel-IV-Report wurde am 17. Juni, eine Woche vor dem Referendum, veröffentlicht. Er ging noch vom Verbleib der Briten in der EU aus. Prognostiziert wurden 1,9% und 2,2% Wachstum für 2016/17. Das WEO-Update vom 19. Juli, also nach dem Referendum, erwartet dagegen unseres Erachtens immer noch höchst optimistische 1,7% und 1,3% Wachstum für Großbritannien.

Die aktuellen Daten interpretieren noch kaum die neue Lage. Sie gehen fast ausschließlich auf die Zeit vor der Abstimmung zurück. Das gilt vor allem für die Einkaufsmanager-Indizes per Juni. Sie ließen allerdings schon im Vorfeld des Referendums scharfe Einbrüche erkennen, vor allem für die Baubranche. Hier fiel der Index unerwartet deutlich von 51,2 auf 46 Punkte und damit klar unter die Grenze zur Rezession. Die Konsenserwartung betrug noch 50,6. Aber auch der Index für die Dienstleister einschließlich der Banken ging schon deutlicher als erwartet zurück: von 53,5 auf 52,3 Punkte, Konsens 52,7.

Mit dem kommenden Wachstumseinbruch dürfte auch das UK-Doppeldefizit schärfer in den Blick der Märkte rücken. Das Budget 2015 lag bei -3,9% nach -5% und das Leistungsbilanzdefizit betrug zuletzt -6,9%, jeweils vom BIP. Das heißt: UK hat kaum Spielraum für expansive Schritte des Staates. Und das Land wird Probleme haben, im Ausland ausreichende Finanzierung zu finden. Die Notenbank kommt in die Zwickmühle. Sie muss sich um die Stabilisierung des Pfunds sowie der Zahlungsbilanz durch höhere Zinsen kümmern und sieht sich dem Bedarf für Lockerungen ausgesetzt, um die Binnenkonjunktur zu stützen. Letzteres wird umso dringender, je länger die Politik in der Hoffnung auf Zeit spielt, die politischen Folgen mildern zu können. 

Fazit: Die kommenden Daten dürften für viel Bewegung am Devisenmarkt sorgen. Wir erwarten eher ein deutlich schwächeres Pfund, da es eben keinen „guten Deal“ für den Austritt gibt.

Umsatz durch Preiszugeständnisse

Die Schweizer Wirtschaft bleibt auf einem flachen Wachstumspfad. Nach den letzten verfügbaren Zahlen vom 1. Quartal betrug der Zuwachs 0,4% annualisiert. Und dies trotz der nach wie vor erkennbaren Probleme auf der monetären Seite mit einem kaufkraftgewichtet überbewerteten Franken und hartnäckig im negativen Bereich verharrenden Inflationsraten. Diese kamen zuletzt mit unverändert -0,4% herein. Die Umsätze des Einzelhandels gingen auch preisbereinigt zuletzt per Mai wieder zurück. Sie betrugen -1,6% nach -2,2% jeweils zum Vorjahresmonat. Die Position im Export blieb jedoch erhalten – vor allem dank Absatzerfolgen der Pharmaindustrie. Diese wurden allerdings zu einem beachtlichen Teil durch Preiszugeständnisse erzielt. Dieser Druck auf die Margen der Unternehmen könnte auch hinter dem etwas überraschenden Rückgang des Einkaufsmanager-Index stehen. Er blieb für Juni mit 51,6 Punkten deutlich unter den Erwartungen (55,3) und unter dem Vormonat (55,8). In dieser Konstellation dürfte die Geldpolitik mit negativen Leitzinsen (-0,75%) und Interventionen am Devisenmarkt Bestand haben. Sie wird das Ziel verfolgen, den Franken eher leicht zu drücken. Die Inflationsrate wird dagegen mit dem Ölpreis leicht steigen. Im nächsten Jahr wird sie wieder über Null liegen.

Fazit: Der Franken hat sein Hoch nach dem Brexit schon hinter sich. Er wird weiter nachgeben.

Normalisierung der Zinsen verschoben

In etwa zwei Jahren, also 2018, rechnet die Schwedische Reichsbank wieder mit positiven Leitzinsen. Bis dahin wird der expansive Effekt gebraucht, um die Konjunktur auf Kurs zu halten und die Inflation von zuletzt rund 1% wieder ans Ziel bei 2% zu steuern. Wesentliche Impulse für die Konjunktur gehen derzeit von der Zuwanderung aus. Sie bedingt erhöhte Staatsausgaben und kurbelt die Binnennachfrage insgesamt an. Daneben läuft auch der Export weiter auf hohem Niveau. In der Folge sorgen Beschäftigungs- und Einkommenszuwächse von dieser Seite her für einen Aufschwung. Die Zinsentscheidung sorgt dafür, dass die Krone nicht stark wird und der Exportimpuls wohl auf längere Sicht erhalten bleibt.

Fazit: Die Krone dürfte auf dem aktuellen Niveau verharren.

Im Kielwasser des Ölpreises

Mit der Stabilisierung und leichten Erholung der Ölpreise hat sich auch die Krone gefangen. Die Stabilisierung der Öleinnahmen dürfte allerdings kaum für einen neuen Wachstumsimpuls ausreichen. Der negative Effekt des Rückgangs der Investitionen überlagert die Entlastung. Zudem gehen von der Schifffahrtskrise weiter dämpfende Wirkungen aus. Daher hat die Notenbank trotz dieser positiveren Nachrichten neue Zinssenkungen in Aussicht gestellt. Sie will die Festlandswirtschaft, die Sektoren jenseits von Öl und Seeschifffahrt, stützen und die Krone einbremsen – nicht zuletzt vor dem Hintergrund gestiegener Brexit-Risiken.

Fazit: Die Krone hat derzeit kaum Potenzial nach oben. Schwächere Konjunkturdaten könnten eher für Zinsspekulationen und einen Abwärtstrend sorgen. 

6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Westeuropa

LandWährung/ZinsAktueller KursAusblick 3 MonateAusblick 6 MonatePrognose-sicherheit
UKGBP0,8330,850,90neutral
3m-Zins0,550,300,05
SchweizCHF1,0861,111,12sicher
3m-Zins-0,76-0,90-0,90
SchwedenSEK9,479,479,47neutral
3m-Zins-0,54-0,55-0,55
NorwegenNOK9,379,389,39neutral
3m-Zins1,731,751,55

  • GBP: Das Pfund bleibt durch die Folgen des Brexit unter Druck.

  • CHF: Die Notenbank dürfte den Schweizer Franken mit sanftem Druck weiter schwächen.

  • SEK: Die nach unten korrigierte Zinsprojektion schwächt die Schwedische Krone.

  • NOK: Öl allein reicht nicht, um die Norwegische Krone stark zu machen. 

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