Der Fluch des Reichtums
Viele rohstoffreiche Länder haben derzeit Wachstumsprobleme. Zu Gründen und Konsequenzen hat die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich neue Erkenntnisse.
Das Ende des Rohstoffbooms und die Probleme vieler Rohstoffexporteure haben das Interesse an der „dutch desease“ erneuert. Diese Diagnose knüpft an die niederländische Erfahrung aus den 60er Jahren im Gefolge des Erdgas-Booms an. Der sprunghaft steigende Rohstoffexport liefert anfänglich einen positiven Schock durch verbesserte Terms-of-Trade und entsprechend höhere Einkommen. Doch paradoxerweise führt dies zu geringerem Wachstum und verbreiteter Arbeitslosigkeit. Dahinter steckt ein Verdrängungseffekt: Kapital und Arbeit konzentrieren sich auf die boomende Rohstoffproduktion zulasten der handelbaren (Industrie-)-Güter. Folge ist eine reale Aufwertung der Währung (Verlust an Wettbewerbsfähigkeit). Dies wiederum beeinträchtigt die industrielle Produktion und den Export. Gleichzeitig zieht der Import aufgrund gestiegener Einkommen an. Unterm Strich ergibt das eine deutliche Verschlechterung der Handels- und Leistungsbilanz. Ein aktuelles Papier aus dem Research der BIZ liefert dazu neue Erkenntnisse. Es ist unter www.bis.org als work609.pdf zu finden. Die Analyse deutet darauf hin, dass die Produktivitätsentwicklung im Zusammenspiel mit den internationalen Kapitalflüssen eine wichtige Rolle spielt. Die in der Industrie schnellere Entwicklung der Produktivität kommt in der oben geschilderten Konstellation nicht zum Tragen. Denn die Investitionen in Anlagen und damit verbundene Technologie werden durch den Rohstoffsektor verdrängt. Dieser Effekt wird durch den Rückgriff auf Mittel des Auslands eher noch verstärkt. Damit verschlechtern sich auch die mittel- und langfristigen Wachstumschancen.
Fazit: Die von den Finanzinvestoren geschätzte einfache Liberalisierungspolitik samt Öffnung der lokalen Finanzmärkte – siehe aktuell Brasilien – will gut überlegt sein. Sie führt nicht unbedingt zum Erfolg.