Die Geldpolitik bleibt expansiv
Die Wirtschaft in der Eurozone beschleunigt. Die Inflation liegt noch unter dem Ziel. Doch vor allem eine Entwicklung sorgt dafür, dass die expansive Geldpolitik bis mindestens zum Jahresende erhalten bleibt.
Die Hüter des Euro um EZB-Chef Mario Draghi haben sich erwartungsgemäß nicht bewegt. Sie haben lediglich ihre aufkommende Unzufriedenheit über die Aufwertung der Gemeinschaftswährung erkennen lassen. Sie halten an ihrem Kurs mit Negativzinsen und quantitativer Lockerung fest.
Begründung ist die immer noch unter dem Ziel von 2% liegende Inflationsrate. Zuletzt blieb sie mit 1,5% (Kernrate 1,2%) unverändert. Die wirtschaftliche Verfassung der Eurozone ist ordentlich, aber keinesfalls überragend. Hinter dem Auftrieb des Euro steht weniger Begeisterung als vielmehr die Abwesenheit von Überraschungen. Die Eurozone läuft schlicht weiter in der gewohnten Spur. Die Industrieproduktion hat zuletzt (Juli) wieder etwas Tempo aufgenommen. Dabei sind vor allem die typischen Stärken (Kapitalgüter, dauerhafte Konsumgüter) erkennbar.
Die Einkaufsmanager-Indizes stehen deutlich über der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Sie deuten damit auf eine Beschleunigung hin. Das gilt vor allem für die verarbeitenden Industrie mit zuletzt 57,4 Punkten. Soweit man von deutschen Zahlen auf die Handelsbilanz der Eurozone insgesamt schließen kann, ist auch dieser Trend intakt. Sowohl Ex- (8%) als auch Importe (9,4% jeweils zum Vorjahr) legen ordentlich zu. Der Konsum entwickelt sich undramatisch, aber klar positiv (zuletzt +2,6% zum Vorjahr). Auch die regionale Verteilung verbessert sich: Frankreichs Konjunktur holt langsam gegenüber Deutschland auf. Die EZB hat sicher wenig Ursache, ihre Ausrichtung zu überdenken.
Fazit: Die unzeitige Stärke des Euro unterstützt die Neigung zur expansiven Geldpolitik. Diese wird für den Rest des Jahres erhalten bleiben.