Die Photovoltaik-Renaissance
Der Markt springt langsam an für den nächsten Photovoltaik-Boom. Während sich Daimler und Tesla in Stellung bringen, sollte die Politik ihren Energiewende-Plan überdenken.
Der Photovoltaik-Boom könnte schon in den nächsten Jahren eine Renaissance erfahren. Trotz derzeitiger Krise hat der Berliner ThinkTank Agora Energiewende quasi prophylaktisch ein entsprechendes Szenario durchgerechnet. Auf 150 Gigawatt könnte demnach im Bereich Photovoltaik die installierte Gesamtleistung in den kommenden zwei Jahrzehnten anwachsen – das ist vier Mal so viel wie derzeit. Die gigantischen Mengen alleine an Solarstrom würden das System zweifelsohne zum Kollabieren bringen. Der Schlüssel sind die für die Verbraucher zunehmend attraktiven Batteriespeicher – ob im Auto oder im Keller. Photovoltaik an sich ist derzeit kaum noch gefragt, da die Einspeisung von Solarstrom nur noch gering vergütet wird. Insbesondere durch die stark sinkenden Batteriepreise steigt jedoch die Attraktivität des Eigenverbrauchs – gleichzeitig wird der Strom aus dem Netz wegen der Energiewende-Kosten immer teurer. Schwedische Forscher haben für die vergangenen Jahre bei Lithium-Ionen-Batterien einen Preisrückgang von 14% ermittelt – pro Jahr. Mit der Lithium-Schwefel-Batterie soll im kommenden Jahrzehnt der nächste große Wurf gelingen. Zweifellos ergeben sich hier neue Markt-Chancen. Neben der wachsenden Zahl an Energiedienstleistern haben das auch branchenfremde Unternehmen aus dem Automobil- oder IT-Bereich registriert. So will der E-Auto-Pionier Tesla Ende des Jahres die ersten Hausbatterien auf dem deutschen Markt ausliefern. Auch Daimler geht gemeinsam mit EnBW ins Hausspeicher-Geschäft. In den kommenden Jahren will der Konzern 100 Mio. Euro in sein Batterie-Werk für mobile und stationäre Speicher investieren. Ein wirtschaftlich getriebener neuer Photovoltaik-Boom hätte gravierende Auswirkungen. Denn die nötige Vernetzung unter anderem der Solaranlagen und der Batteriespeicher zu einem virtuellen Kraftwerk ist kompliziert und muss gesetzlich geregelt werden. Damit das System funktioniert, müssen die dezentralen Anlagen auch netz- und systemdienliche Leistungen erbringen. Laut Agora Energiewende steigen dadurch zwar die Investitionskosten in den regionalen Verteilnetzen. Auf der anderen Seite sänke jedoch der Bedarf an Windstrom und dafür benötigte Stromautobahnen. Der Gesetzgeber muss dabei auch das derzeitige Umlage- und Netzentgelt-System überdenken. Denn je mehr sich die Eigenverbraucher aus dem System verabschieden, desto höher werden die Kosten für die Verbliebenen. Solange hier alles beim Alten bleibt, werden sich auch die schnell vom öffentlichen Stromnetz abkoppeln wollen.
Fazit: Mit sinkenden Batteriepreisen steigt die Attraktivität der Photovoltaik. Ein neuer Boom würde die Energiewende-Koordinaten noch einmal deutlich durcheinander wirbeln.