Die Region Asien: Auf Erholungskurs
Zinssenkung mit Folgen
Indiens neuer Notenbankchef Urjit Patel hat seine erste Zinssenkung durchgesetzt. Es ging um 25 Basispunkte auf jetzt 6,25% abwärts. Dieser Schritt soll der Binnenkonjunktur Schub geben. Vor allem will die Notenbank damit der Schwäche der verarbeitenden Industrie begegnen. Die Industrieproduktion fiel im September um 0,7% nach einem Minus von 2,4% im August (jeweils zum Vorjahr). Allerdings signalisiert der Einkaufsmanager-Index bei 52,2 Punkten Wachstum. Immerhin lieferte der überraschend deutliche Rückgang der Inflation auf 4,3% per September (Konsens: 4,8%, Vormonat: 5,2%) nachträglich eine weitere Rechtfertigung der auch von der Regierung geforderten Lockerung. Die Teuerung liegt damit nahe am Ziel von 4%. Patel hat es allerdings gelockert, indem er den Toleranzbereich 2%-6% als Ziel nannte. Unterm Strich ergeben sich weiter positive Perspektiven für Indien, namentlich auch durch die auf den Weg gebrachte Steuerreform. Sie dürfte starke Wachstumseffekte haben.
Fazit: Die Rupie dürfte angesichts der guten Fundamentaldaten ihren flachen Aufwärtstrend fortsetzen.
Starke Belastungen
Die Pleite der Reederei Hanjin und die Probleme beim Elektronik-Konzern Samsung stehen für die wachsenden Probleme der koreanischen Wirtschaft. Dazu gehören die unter der globalen Schifffahrtskrise leidenden Werften. Von daher sind weitere Zinssenkungen durch die Notenbank durchaus denkbar. Der neue Ausblick der Notenbank liefert einen wenig beeindruckenden Wachstumstrend um 2,7% bis 2,8% für die nächsten beiden Jahre. Der wird zunächst von der Binnennachfrage, gestützt auf eine expansive Fiskalpolitik, getragen. 2017 soll dann eine Erholung der Exporte für den nötigen Schwung sorgen. Insoweit wird die stark exportorientierte Wirtschaft Koreas besonders stark vom Rückgang des Welthandels getroffen. Die zuletzt mit 1,2% immer noch schwache Inflation lässt dabei Raum für eine monetäre Stimulierung. Folglich können immer wieder Zinsspekulationen aufflackern, die Druck auf den Won erzeugen.
Fazit: Der Won wird unter dem Druck der Zinserwartungen leicht nachgeben.
Najib fest im Sattel
Das Wachstum hat sich trotz der Schwäche der Öl- und Gasexporte im ersten Halbjahr bei 4% gehalten. Die Inflation liegt mit 1,5% am unteren Rand des Zielbereichs. Die Beschäftigung ist hoch. Sie fungiert als wesentlicher Konjunkturmotor. Dieser treibt durch die wachsenden Einkommen die Nachfrage an. Die Währungsreserven sind mit umgerechnet rund 98 Mrd. Dollar auskömmlich. Sie entsprechen dem Import von 8,4 Monaten und decken die kurzfristigen Auslandsschulden vollständig. Dennoch erholten sich der Ringgit wie auch der Baht nicht im gleichen Maße wie die anderen regionalen Währungen. Hier macht sich die Belastung durch die unsägliche Korruption der Regierung von Najib Razak bemerkbar. Der hat inzwischen seine Machtposition soweit abgesichert, dass ihn die Ermittlungen im Ausland nicht beeinträchtigen. Das Misstrauen der ausländischen Investoren wächst ebenso schnell wie die Abhängigkeit vom neuen Freund China.
Fazit: Die wirtschaftlichen Faktoren sprechen für einen stabilen Ringgit. Die Risiken liegen bei der Politik.
Thronwechsel schafft Unruhe
Der sich derzeit vollziehende Wechsel auf Thailands Thron schafft eine gewisse Unruhe. Denn der Thronfolger gilt als Kritiker der Militärs und Freund des von den etablierten Eliten gehassten Takhsin Shinawatra. Indes lassen sich die Militärs nicht die Zügel aus der Hand nehmen. Die aufgekommene Unruhe bringt aber ein wenig Volatilität in die Märkte. Der wirtschaftliche Trend bleibt mit etwa 3% unter den Möglichkeiten. Der Tourismus entwickelt sich schwächer als erwartet. Die fragile Sicherheitslage dämpft die Reiselust der ausländischen Touristen. Dafür liefern die Staatsausgaben die entscheidenden Impulse für die Konjunktur.
Fazit: Der Baht profitiert nicht von der Erholung der regionalen Währungen im Gefolge der schwächer als erwartet gestiegenen US-Zinsen. Er setzt seinen schwachen Trend fort.
Vorerst eine Erfolgsgeschichte
Die zentralen Größen liegen im Plan. Die Inflation stieg zuletzt leicht auf 3,1%, das Wachstum liegt bei 5,9%. Und das Interesse des Auslands am Standort Vietnam – sowohl für den Absatz als auch für die Produktion – ist unverändert sichtbar am Zustrom der Direktinvestitionen. Was kurzfristig attraktiv wirkt, bringt auf längere Sicht allerdings soziale und politische Stabilitätsprobleme: Der wirtschaftliche Erfolg beruht auf einer Liberalisierung, die sich bislang nur auf die Wirtschaft beschränkt. Irgendwann werden die wirtschaftlich erfolgreichen Bürger das trotz der außenpolitischen Anlehnung an die USA mit brachialen Methoden verteidigte Machtmonopol der kommunistischen Partei grundsätzlich in Frage stellen. Solange auf dieser Ebene Ruhe herrscht, geht Vietnams Erfolgsgeschichte weiter. Das ist auch an der Währung ablesbar.
Fazit: Der Dong profitiert von den guten Wirtschaftsdaten. Er kann weiter zulegen.
6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Asien
Land | Währung/Zins | Aktueller Kurs | Ausblick 3 Monate | Ausblick 6 Monate | Prognose-sicherheit |
---|---|---|---|---|---|
Indien | INR | 73,52 | 73,30 | 73 | neutral |
3m-Zins | 6,49 | 6,50 | 6,25 | ||
Korea | KRW | 1248 | 1340 | 1350 | neutral |
3m-Zins | 1,36 | 1,15 | 0,95 | ||
Malaysia | MYR | 4,55 | 4,55 | 4,63 | unsicher |
3m-Zins | 3,40 | 3,40 | 3,25 | ||
Thailand | THB | 38,77 | 39,25 | 40,05 | neutral |
3m-Zins | 1,59 | 1,27 | 1,25 | ||
Vietnam | VND | 24.581 | 25.000 | 25.000 | unsicher |
3m-Zins | 3,43 | 3,5 | 3,5 |
INR: Die Belastung der Rupie von den Zinsen her wird durch das Wachstum kompensiert.
KRW: Der Won profitiert vom Spielraum durch die Enttäuschung über den US-Zinstrend.
MYR: Korruption gefährdet den Ringgit.
THB: Der Baht kommt durch den Konjunkturtrend und Zinsspekulationen wieder unter Druck.
VND: Der Zwang zum Bündnis mit dem Westen wird den Dong stablisieren.