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Währungen

Die Regionen Nahost und Afrika: Unsichere Zeiten

In unserem Devisen-Wochenschwerpunkt blicken wir auf die Entwicklungen in der Türkei, Israel, Ägypten, Nigeria und Südafrika.

Realitätsverlust bei Erdogan

Die türkischen Währungshüter der TCMB bemühen sich sehr, die von der Politik verursachte Unruhe an den Märkten zu dämpfen. Zumindest kurzfristig gelingt das auch. Die grundlegenden Probleme einer schwachen Leistungsbilanz bei allenfalls moderatem Wachstum und steigender Inflation (zuletzt über 9%) bleiben aber bestehen.

Die Schwäche der Lira verschärft kurzfristig die Inflationsprobleme. Sie könnte aber dem zuletzt schwächelnden Export aufhelfen; zumal dann, wenn sich die Beziehungen zu Russland normalisieren. Zudem hat die TCMB der Wirtschaft durch eine mittelbare Lockerung Luft verschafft. Sie hat die Abschläge auf Sicherheiten verkleinert, so dass die Refinanzierung auf gegebener Basis verbreitert wird. Das Misstrauen der internationalen Investorengemeinde ist damit beseitigt. Das Problem aber sitzt im Präsidentenpalast. Recep Tayyip Erdogan hat bis heute nicht realisiert, dass der beachtliche Aufschwung der Türkei keinesfalls seine persönliche Leistung, sondern günstigen Umständen und der Risikobereitschaft ausländischer Geldgeber zu verdanken ist. Sein mittlerweile an Größenwahn grenzender Glaube an seine Fähigkeiten wird so zu Kernproblem der Türkei.

Fazit: Der seit Anfang 2015 erkennbare langfristige Abwärtstrend der Lira hat sich zuletzt verlangsamt, kann aber jederzeit durch politische Abenteuer neuen Schwung erhalten. Die Türkei bleibt auf Finanzierungen durch das Ausland angewiesen.

Frisches Geld vom IWF

Ägypten erhält einen IWF-Kredit in Höhe von etwa 10,8 Mrd. Euro (Laufzeit: 3 Jahre). Damit sollen die Lücken in der Zahlungsbilanz gestopft werden. Der Exporte hat sich abgeschwächt, während der extrem wichtige Tourismus weiter eingebrochen ist. Der Vergleich der jeweils ersten drei Quartale der Fiskaljahre 15/16 und 14/15 zeigt einen Rückgang um rund 40%. Zudem lässt auch die Zahlungswilligkeit der politischen Freunde für die Militärregierung nach. Diese Zuflüsse sind von 1,24 Mrd. Dollar auf 278 Mio. Dollar gefallen. Die Portfolioflüsse waren zuletzt negativ. Per Saldo flossen Mittel ab und die Direktinvestitionen blieben überschaubar. Die IWF-Hilfe sollte der Wirtschaft zumindest kurzfristig Halt geben. Fraglich bleibt aber, ob die Militärs in der Lage sind, einen selbsttragenden Aufschwung anzustoßen, zumal das aktuell schwache Wachstum von einer steigenden Inflation (zuletzt fast 14%) begleitet wird.

Fazit: Das Pfund hat sich zunächst stabilisiert, bleibt aber gefährdet.

Krise noch nicht überwunden

Die ersten beiden Quartale brachten Rückgänge des BIP. Die wieder aufgeflammten Auseinandersetzungen im Land bremsten die Ölförderung, deren Erlöse aufgrund des niedrigen Ölpreises ohnehin stark angeschlagen sind. Dazu kamen Lasten durch den überfälligen Subventionsabbau. Zusammengenommen ergibt sich eine Rezession, die auf stark steigende Preise (Inflation zuletzt 16,5%) trifft. Diese Mischung bringt die Währung erneut unter Druck. Seit Mitte Juli rutscht der Naira ab.

Fazit: Die Probleme werden noch eine Weile anhalten, bevor Nigeria zu wirtschaftlichen Wachstum zurückkehrt und damit seine Währung stabilisiert.

The wind of change

Die Regierungspartei ANC hat in der Kommunalwahl eine krachende Niederlage eingesteckt. Sie sackte mit 54% der Stimmen zum ersten Mal seit dem Ende der Apartheid unter 60%. Es gelang der wichtigsten Oppositionspartei, der Demokratischen Allianz (DA), in fast allen großen Städten den ANC zu überholen. Der konnte nur Johannesburg halten. Die Mehrheit auch der schwarzen Wähler orientiert sich nicht mehr an der Rassenfrage, sondern an Sachfragen. Die aktuelle Administration von Präsident Jacob Zuma hat eine verheerende Bilanz zu verantworten. Die geduldete Korruption der ANC-Kader provoziert nicht nur durch die schamlose Bereicherung. Vielmehr haben diese Machenschaften die Infrastruktur und Leistungsfähigkeit der öffentlichen Unternehmen so weit geschädigt, dass kein erkennbares Wachstum mehr erzielt wird. Das BIP pro Kopf wies zuletzt 2013 mit mageren 0,7% einen Zuwachs aus. 2014/15 gab es 0,0% und -0,4%. Für 2016 erwartet der IWF -1,6%. Der Abstieg nimmt Fahrt auf und treibt die Wähler zur Opposition. Eine Ablösung des ANC bei den Wahlen 2019 scheint plötzlich in Reichweite.

Fazit: Der Rand hat trotz der schwachen Wirtschaftsdaten in der Hoffnung auf den Wandel und   Reformen zugelegt. Dieser Trend dürfte trotz wachsender Risiken vorerst anhalten.  

Binnennachfrage treibt Konjunktur

Israel sieht weiter ein Wachstum im Trend der letzten Quartale. Das stützt sich hauptsächlich auf den privaten Konsum. Demgegenüber sind die Exporte und die Investitionen der Unternehmen schwächer. Die Inflation liegt weiter klar unter dem Ziel 1% bis 3% (zuletzt 0,3%). Auf absehbare Zeit bleibt es bei der expansiven Geldpolitik (Leitzins 0,1%).

Fazit: Sofern keine neuen Schocks von außen kommen, bewegt sich der Schekel weiter seitwärts.

6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Nahost / Afrika

LandWährung/ZinsAktueller KursAusblick 3 MonateAusblick 6 MonatePrognose-sicherheit
TürkeiTRY3,2963,303,32neutral
3m-Zins9,589,509,50
IsraelILS4,3414,354,38unsicher
3m-Zins0,0920,050,05
ÄgyptenEGP9,90310,1010,25unsicher
3m-Zins9,39,39,3
NigeriaNGN356,6358359neutral
3m-Zins6,9n.v.n.v.
SüdafrikaZAR14,951514,80neutral
3m-Zins7,357,457,60

  • TRY: Die Geldpolitik wird eher gelockert

  • ILS: Die Notenbank wird versuchen, den Schekel schwächen.

  • EGP: Das ägyptische Pfund bleibt durch die schwache Auslandsposition gefährdet.

  • NGN: Der Naira bleibt unter Druck.

  • ZAR: Die Hoffnungen auf einen politischen Wandel und Reformen stärken den ZAR zunächst.

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