Ein Investmentbanker als Fed-Chef
Vermutlich wird der Ex-Goldman-Sachs Banker Gary Cohn zum neuen Fed-Chef. Cohns Aussagen zur Geldpolitik der Fed lassen sich allerdings nicht leicht einordnen.
Die Hinweise auf den Ex-Goldman-Sachs Banker Gary Cohn als neuem Fed-Chef verdichten sich. Cohn hat seinen Top-Job als Leiter des operativen Geschäfts (COO) bei der Investmentbank gegen die Rolle des Wirtschaftsberaters des Präsidenten eingetauscht. Er gilt als dominante Persönlichkeit und überstrahlt Peter Navarro, den Wirtschaftswissenschaftler in Trumps Beratungsteam.
Cohn selbst hat keine ökonomische Ausbildung. Das ist ungewöhnlich für einen Fed-Chef und könnte zum Problem werden, wenn er den Respekt seiner sehr gut ausgebildeten Stabs-Mitarbeiter verliert.
Als Außenseiter im Gespräch sind der Ex-Banker Kevin Warsh und der Wissenschaftler John Taylor. Warsh hatte sich von 2006 bis 2011 intensiv mit der Geldpolitik der Fed auseinandergesetzt. Taylor ist Stanford-Akademiker, der eine mathematische Regel entworfen hat, um die Handlungen der Zentralbanken zu beschreiben. Viele Republikaner hegen Sympathie für seine Vorstellungen, die Geldpolitik der Fed solchen Algorithmen zu unterwerfen. Aber auch die amtierende Fed-Präsidentin Janet Yellen ist noch nicht ganz aus dem Spiel. Selbst unter den Republikanern, die beide Kammern kontrollieren, hat sie Befürworter. Für die Bankenregulierung wird Randal Quarles hoch gehandelt.
Cohns Aussagen zur Geldpolitik der Fed lassen sich nicht leicht einordnen. Cohn scheint die großen Zentralbanken als Konkurrenten anzusehen, die sich gegenseitig das Wasser abgraben, um ihren Wirtschaftsräumen wettbewerbliche Vorteile zu verschaffen. Kritik äußerte er auch an der forward guidance der Fed, die die Märkte vorab die Richtung der Geldpolitik wissen lässt.
Fazit: Einen Investmentbanker an die Spitze der Fed zu stellen, lässt erwarten, dass die geldpolitischen Zügel in den USA auch künftig eher locker geführt werden. Das macht den Euro stark.