Fünf Jahre bis zur Teilung
Die Unterschiede in der Stromerzeugung zwischen Nord- und Süddeutschland lassen die EU zu drastischen Mitteln greifen.
Die Teilung des deutschen Strommarktes in Nord- und Süd-Tarifgebiete kommt. Und zwar zwischen 2018 und 2022. Das ergibt sich einerseits aus dem Bestreben der EU-Kommission, einen gemeinsamen Energiemarkt zu erhalten. Derzeit riegeln Nachbarstaaten ihre Übergangsleitungen häufig ab. Zum anderen sorgt der Atomausstieg bis 2022 für weiter verringerte Stromerzeugung in Süddeutschland. Die zwei wichtigen Nord-Süd-Stromleitungen Südlink und Süd-Ost-Trasse werden erst bis 2025 fertig. Bis dahin verschärfen sich die Unterschiede zwischen Nord- und Süddeutschland weiter und zwingen die EU-Kommission zu einer Reaktion. Nach der Teilung stehen in Süddeutschland höhere Strompreise als Folge des Strommangels an. In der Nordhälfte, in der ein Überschuss an Windstrom herrscht, könnten die Preise dann sinken. Angestoßen hat die Diskussion das EU-Kommissariat für Klima und Energie. Im Moment sorgt der Strom-Überfluss im Norden für Probleme, besonders in Polen und der Tschechischen Republik. Deren Märkte werden von deutschem Bio-Strom geflutet. Dementsprechend sinken dort die Preise. Diese Länder haben sich darüber schon mehrfach bei der EU-Kommission beschwert. Am Auseinanderdriften des deutschen Energiemarktes trägt Bayern wesentliche Schuld. Die strengen Gesetze für Windkraftanlagen verhindern deren Ausbau in Bayern. Die sinkende Erzeugung von Strom aus Kernenergie kann daher mit Windenergie nicht aufgefangen werden. Die beiden östlichen Energietrassen werden auf Forderung Bayerns als Erdkabel verlegt. Das verzögert deren Fertigstellung um drei Jahre und damit so lange auch die Versorgung mit Strom aus Norddeutschland. Die EU-Kommission wird zum Jahresende den nächsten Schritt in Richtung Marktteilung gehen. Das ist keine leere Drohung: In Schweden hat sie diese schon 2011 vorgenommen. Dann will sie eine Marktgestaltung ausarbeiten, mit der die Frage korrekter regionaler Preissignale geklärt werden soll. Ein funktionierender und offener europäischer Energiemarkt soll damit ermöglicht werden.
Fazit: Nur die Bundestagswahl 2017 steht der Teilung des deutschen Strommarktes noch im Weg.