Im Visier der Umweltschützer
Die Landwirtschaft gerät zunehmend ins Visier der Umweltschützer. Sie wird inzwischen als Umweltschädling Nummer eins angesehen. Die Liste der Vorwürfe ist lang. Gewässer sind durch Überdüngung abgestorben; durch Pestizide und Gülle gelangen Schadstoffe in Ackerböden.
Spritzmittel für Insektensterben verantwortlich, indirekt größere CO2-Produktion als bisher angenommen
Der Agrarsektor wird dafür verantwortlich gemacht, viele Arten an den Rand des Aussterbens gebracht zu haben. Der Rückgang in den letzten 30 Jahren bundesweit ist zwar noch nicht sicher nachgewiesen. Das Umweltministerium will aber schon in diesem Frühjahr ein Insektenschutz-Gesetz erlassen.
Bauernverband wiegelt ab, aber die Landwirtschaft wird sich verändern müssen
Noch wiegelt der Bauernverband ab. Insektizide seien nicht allein für das Insektensterben verantwortlich. Und an der Verringerung des landwirtschaftlichen Energieverbrauchs arbeite man, um CO2 einzusparen, teilt der Verband auf Anfrage von FUCHSBRIEFE mit.
Aber die Landwirtschaft ist eindeutig in der Defensive. Denn jetzt nehmen sich nach den Verteidigern von Flora und Fauna die Klimaschützer des Themas an.
Die Landwirtschaft wird sich auf eine ähnliche Debatte einstellen müssen, wie sie die Industrie in den 80er und 90er Jahren führen musste. Durch effiziente Kläranlagen, Abgas-Filter und verringerten Energieverbrauch ist die Industrieproduktion heute weit weniger umweltbelastend als noch vor 30 Jahren.
Doch es gibt ein schwerwiegendes Dilemma. Schonendere Anbaumethoden haben einen deutlich höheren Flächenverbrauch. Denn Bio-Landwirtschaft bringt im Schnitt 30% bis 40% geringere Erträge als die herkömmliche. Entsprechend steigt der Flächenverbrauch.
Die Bio-Landwirtschaft ist deshalb offenbar CO2-intensiver als die konventionelle. Allein die Futtermittelproduktion sorgt für enorm hohe CO2-Belastungen. Der Fleischkonsum Europas erzeugt so viel CO2 wie die gesamte Energie- und Industrieproduktion des Kontinents. Das gilt allerdings alles nur, solange der Fleischkonsum mit dem Verzehr von Bioware nicht sinkt – was allerdings häufig der Fall ist. Eine neue Studie der HU Berlin und der TH Chalmers in Göteborg weist nach, dass Wälder viel mehr CO2 aufnehmen können als bisher angenommen wurde – und vor allem deutlich mehr als landwirtschaftliche Flächen.
Fazit:
Insbesondere die Fleischwirtschaft wird noch stärker ins Kreuzfeuer geraten. Verbraucher und Gesetzgeber werden eine umweltfreundlichere Produktion einfordern. Dabei voll auf „Bio" zu setzen, scheint aber nicht der Ausweg zu sein.