Kohle früher unwirtschaftlich
Die Kohlekraftwerke drohen früher als geplant aus dem Markt gepreist zu werden. Der Londoner EnergieThinktank Carbontracker behautet, sie machten schon in diesem Jahr europaweit 6,6 Mrd. Euro Verlust. Man muss sich nicht an der Zahl festhalten; aber auch beim ewi – energiewissenschaftliches Institut an der Universität zu Köln – sieht man deutlich sinkende Margen und Einsatzzeiten für die deutschen Kohlekraftwerke.
Preislich können sie immer weniger mit den erneuerbaren Energien und Gaskraftwerken mithalten. Konsequent wäre die baldige Stilllegung. Und zwar schneller als im Kohleausstiegsgesetz vorgesehen. Doch das ist nicht nur politisch heikel. Der Kohle-Kompromiss ist unter großen politischen Mühen zustande gekommen.
Erzeugungslücken im Winter – Schaffung neuer Subventionen droht
Doch bei Energie geht es nicht nur um den Preis, sondern in gleichem Maße um die Versorgungssicherheit. Und da ist die Kohle noch immer alternativlos. Sie liefert verlässlich Strom, die Erneuerbaren tun das nicht. Im Winter kommt es immer wieder zur sogenannten Dunkelflaute mit wenig Wind und kaum Sonne. Dann müssen konventionelle Kraftwerke einspringen.
Neue Gaskraftwerke wären zwar die klimafreundlichste Alternative für diese Zeiten. Sie werden derzeit aber nicht gebaut, weil die Energieerzeuger nur mit geringen Einsatzzeiten rechnen können. Das reicht nicht, um die Investitionen wieder hereinzubekommen.
Die Regierung hat nur wenige Möglichkeiten. Sie kann die unwirtschaftlichen Kohlekraftwerke als Reserve am Leben halten. Das wird sie den Energieerzeugern aber
bezahlen müssen. Sie kann sie nicht zwingen, dauerhaft Verluste einzufahren. Mit der Sicherheitsbereitschaft, die seit 2016 einige Braunkohlekraftwerke bis 2023 vorhält, gibt es dafür schon ein Vorbild. Die Kraftwerke vorzuhalten kostet 1,6 Mrd. Euro über die sieben Jahre.
Die andere Möglichkeit besteht in einem Kapazitätsmarkt. Dabei wird die Investition in neue Gaskraftwerke gefördert, um die nötigen Kapazitäten zu erhalten. In einem Gutachten für das BMWi wurde 2014 ein solcher Mechanismus wegen zu hoher Kosten von 15 Mrd. Euro bis 2030 abgelehnt.
Die letzte Möglichkeit ist der Zukauf von Energie im Ausland – solange der Vorrat reicht. Damit aber würde Deutschland sein hausgemachtes Problem nach Europa verlagern und anderen Ländern den Umstieg erschweren. Die Kosten wären schwer kalkulierbar, aber mit Sicherheit hoch: „on demand" ist immer noch die teuerste Lösung.
Fazit
Die Stromerzeugung wird billiger, aber immer unzuverlässiger. Um dem entgegenzuwirken, rollt auf die Verbraucher die nächste absurde Preiserhöhung zu. Der politische Aufschrei wird aus dem Umfeld der Grünen kommen. Sie wollen ja ohnehin die schnelle Abschaltung der Kohlekraftwerke.