Der Ökostromausbau fordert immer größeren finanziellen Tribut. So verringert sich der Bedarf an Grundlastkraftwerken (vor allem Braunkohle und Atomkraft) bis 2030 auf rund 20 Gigawatt. Das zeigt eine Studie, die das Umweltbundesamt in Auftrag gegeben hat. Diese Kapazitäten müssen dann flexible Mittel- und Spitzenlastkraftwerke (etwa flexiblere Gaskraftwerke oder KWK-Anlagen) bereitstellen. Nämlich dann, wenn der Ökostrom an einem windstillen und bewölkten Nachmittag im Januar ausbleibt.
Das Problem: Investitionen in dringend benötigte flexible Gaskraftwerke rechnen sich auch künftig nicht. Denn die Unsicherheiten in der Marktentwicklung schaffen kaum kalkulierbare Risiken. Wieviel Betriebsstunden bleibt einer Anlage nach Fertigstellung, wenn bis dahin immer mehr Ökostrom ins Netz drängt? Welche Strompreise lassen sich tatsächlich erzielen, auch wenn die Regierung künftig ungedeckelte Preisspitzen am Strommarkt zulässt? Wird das reichen, um die Investition über eine bestimmte Laufzeit wieder reinzuholen? Wie schreiten der Netzausbau und der europäische Binnenmarkt voran? Wie schnell werden Speicher und Lastenmanagement auf den Markt drängen?
Privatwirtschaftliche Initiativen auf diesem Gebiet werden daher auch mit dem geplanten Strommarktdesign ausbleiben. Schon bislang sind solche modernen Anlagen vor allem ein Verlustgeschäft. In das Irschinger Gas-und-Dampf-Kraftwerk (GuD) musste der Staat einspringen, damit es vom Betreiber E.on am Netz gehalten wird. In Düsseldorf kalkulieren die Stadtwerke bei ihrer nagelneuen Anlage mit 3.000-5.000 Betriebsstunden im Jahr – das ist hart an der Profitgrenze.
Die Uhr tickt für die Politik. Spätestens mit der Abschaltung der verbliebenen Atommeiler droht eine Versorgungslücke von bis zu 10 GW. Bis dahin müssen die Bedingungen geschaffen werden, damit neue Anlagen gebaut oder bestehende wieder wirtschaftlich betrieben werden können.
Fazit: Der Umbau des fossilen Kraftwerkparks ist parallel zum Ausbau der Erneuerbaren unumgänglich. Marktwirtschaftlich sind die Investitionsrisiken zu groß. Einen staatlichen (Subventions-)Eingriff etwa in Form eines Kapazitätsmarktes erwarten wir in der kommenden Legislaturperiode.