Reform der Netzentgelte
Deutschland ist auf dem Weg zu einheitlichen Netzentgelten. Was das für Unternehmen bedeutet.
Die Bundesregierung will im kommenden Jahr das sozial unausgewogene System der Netzentgelte reformieren. Insgesamt müssen Stromkunden deutschlandweit jährlich 17 Mrd. Euro an Netzentgelten bezahlen, fast so viel wie die gesamte Ökostrom-Förderung. Doch die in der Stromrechnung enthaltenen Netz-Tarife unterscheiden sich je nach Bundesland und Nutzungsart sehr. Nun kommen die ersten Vorschläge zur Reform auf den Tisch. Die Vorlage des Thinktanks Agora Energiewende stößt erfahrungsgemäß bei der Politik auf offene Ohren: Eigenerzeuger sollen sich an den Netzkosten beteiligen. Bisher müssen sie keine Entgelte zahlen, obwohl sie zur Absicherung ihrer Versorgung auf das Netz angewiesen sind. Eine Kostenbeteiligung der Eigenerzeuger würde verhindern, dass viele Netzbetreiber ihre Grundgebühren erhöhen müssen. Bislang treibt die wachsende Zahl der kostenbefreiten Selbstversorger die Grundgebühr für die anderen Verbraucher in die Höhe. Deutschlandweit sollen einheitliche Netzentgelte gelten. Dadurch gleichen sich die Grundgebühren an, in entlegenen Regionen sinken sie. Haushalte mit geringem Verbrauch würden entlastet. Derzeit bestraft das System Geringverbraucher: Ab Januar zahlen bspw. Haushalte mit einem Verbrauch von 1.500 kWh 23,4% mehr, während Verbraucher mit 5.000 kWh eine Steigerung von 17% hinnehmen müssen. Die Vereinheitlichung soll dünn besiedelte Regionen entlasten. So zahlt eine Familie in Mecklenburg-Vorpommern bei einem Verbrauch von 3.500 kWh stattliche 411 Euro. Eine Berliner Familie ist bei gleichem Verbrauch im kommenden Jahr hingegen mit durchschnittlich 236 Euro an Netzentgelten dabei. Netzentgelte für Betriebe sollen sich nach der Grundlast richten. Bislang hängt die Höhe der Rechnung vom maximalen Verbrauch eines Betriebs ab. Wenn der Strom – etwa wetterbedingt – knapp ist, sollen Betriebe höhere Entgelte zahlen, als wenn Strom im Überfluss vorhanden ist. Dieses Modell macht die betrieblichen Stromkosten allerdings abhängig vom Wetter.
Fazit: Der Vorschlag bedeutet Umverteilung. Bislang Benachteiligte im Norden, Osten und auf dem Land werden entlastet. Verbraucher im Süden, Westen und in den Städten erwartet höhere Netzentgelte.
Hinweis: Den Vorschlag finden Sie unter: www.tinyurl.com/agoraEnWe.