Der Verfall der Ölpreise ist politisch gewollt. Ali al-Naimi, Ölminister Saudi-Arabiens am Rande des Opec-Treffens: Man werde die Produktion nicht drosseln, ganz „egal, ob der Preis auf 30 oder 20 Dollar“ falle. Das Motiv lieferte er mit: „Die hocheffizienten Förderländer sind es, die die Marktanteile verdient haben.“
Der Angriff der sunnitischen Saudis richtet sich gegen den schiitischen Iran. Es geht um die Vorherrschaft in Nahost. Der Iran will 2016 seine Ölförderung wieder auf 3 Mio. Barrel pro Tag hochfahren.
Saudi-Arabien agiert aus einer Position der Stärke heraus. Das Land hat die mit Abstand billigsten Förderkosten je Fass Öl. Zudem hat es hohe Devisenreserven als Sicherheitspuffer. Sie liegen in dem Wüstenstaat bei ca. 650 Mrd. Dollar. Russland hat noch 377 Mrd. Dollar auf der hohen Kante, Mexiko 181 Mrd. Dollar und Venezuela nur noch 16 Mrd. US-Dollar.
Es gibt aber ein hohes Risiko für Kollateralschäden beim Kampf mit der Ölwaffe. Länder wie Venezuela stehen schon heute kurz vor dem Staatsbankrott. Das Land verpfändet mittlerweile seine Goldreserven, um überhaupt noch Geld zu bekommen (Defizit 25 Mrd. Dollar p.a.).
Auch die USA könnten noch gravierende Probleme bekommen. Sie sind der neue Puffer-Produzent (swing-producer). Eine Rolle, die ihnen Saudi-Arabien aufgezwungen hat. Die USA können es sich momentan nicht leisten, die Ölproduktion zu drosseln, um den Preis zu stabilisieren. Die hohe Förderquote dort resultiert vor allem aus der Fracking-Industrie. Und die ist hochverschuldet. Seit 2010 haben die US-Fracking-Unternehmen ihre Kredite um 55% auf über 500 Mrd. Dollar erhöht. Das meiste Geld wurde über Hochzinsanleihen eingesammelt. Ihre kalkulierte Ausfallrate liegt bei 8% p.a. bei einem Ölpreis von 60 US-Dollar je Fass. Damit wären also ca. 40 Mrd. Dollar Ausfälle p.a. zu verkraften. Das könnte zu einer extremen Belastung für die Banken werden.
Fazit: Am Ölmarkt tobt ein heftiger Verdrängungs-Kampf mit der Ölwaffe zur Durchsetzung politischer Ziele. Der wird über billige Preise ausgetragen. Daher hat der Ölpreis seinen Tiefpunkt sicher noch nicht gesehen. Größere Unternehmens- und Staatspleiten sind zu erwarten.