Stadtwerke: Hoher Veränderungsdruck
Stadtwerke müssen sich auf weiter sinkenden Umsätze einstellen. Neue Geschäftsfelder gleichen den Umsatzausfall der alten nicht aus.
Den kommunalen Energieversorgern steht eine Marktbereinigung bevor. Denn viele Stadtwerke arbeiten unrentabel, der Markt weist sehr große Überkapazitäten auf. Das Geschäftsmodell der kommunalen Energieversorger steht enorm unter Druck. Die traditionellen Geschäfte (Strom- und Gasvertrieb) gehen kontinuierlich zurück. Die Stadtwerke müssen weiter mit Umsatzrückgängen rechnen. Dafür gibt es mehrere Ursachen. Zum einen leiden die Stadtwerke unter der zunehmenden Wechselbereitschaft der Verbraucher. Diese suchen immer öfter das günstigste Angebot – und wechseln. Die Stadtwerke gehören aber häufig zu den eher teuren Anbietern. Außerdem sinkt die Nachfrage durch die Eigenerzeugung der Verbraucher mit Solaranlagen (Photovoltaik und Wärme). Die Ausweichstrategien auf andere Märkte werden nicht zum Erfolg führen. Energiedienstleistungen, Telekommunikation und Erneuerbare Energien sind die Geschäftsfelder, die sich die Stadtwerke neu zu erschließen versuchen. Sie sind aber zu kleinteilig, oft auch bereits hart umkämpft und margenschwach. Darum wird es den Stadtwerken nicht gelingen, die Umsatzausfälle im Kerngeschäft mit diesen neuen Geschäftsfeldern auszugleichen. Die kommunalen Unternehmen sehen das nicht als Problem. Sie verweisen auf die gute Finanzierungslage. Derzeit kommen Stadtwerke einfach an Kredit, so die Argumentation. Auch die Pleite der Stadtwerke Gera 2014 habe keine negativen Auswirkungen gehabt. Außerdem sind die Städte als Haupteigentümer der Stadtwerke derzeit bereit, auf Ausschüttungen zu verzichten, weil die Steuereinnahmen sprudeln. Dass Kämmerer auf Einnahmen verzichten, ist ein Alarmsignal. Es zeigt: Einige Stadtwerke können sich derzeit nur noch wegen der guten Kassenlage in den Kommunen über Wasser halten. Wäre der Markt nicht politisch verzerrt, hätten einige kommunale Energieversorger ernsthafte Existenzprobleme. Der Markt zeigt, dass es zu viele und oft zu kleine kommunale Energieversorger gibt. Diese werden sich nicht ewig auf die gute Kassenlage der Kommunen und die Freigebigkeit der Banken verlassen können. Dreht der wirtschaftliche Wind, werden die Probleme im Kerngeschäft der Stadtwerke voll durchschlagen.
Fazit: Den kommunalen Energieversorgern steht eine Marktbereinigung bevor. Dabei wird es Pleiten und Fusionen geben.