Umweltverbände im Clinch
Der Windkraftausbau bringt die Umweltverbände in die Zwickmühle. Sie müssen sich zwischen zwei Übeln entscheiden: Prognostiziertes Artensterben durch den Klimawandel später oder Tiersterben durch Windkraftanlagen jetzt.
Der Flächenbedarf von Natur- und Kulturraum wird riesig. Ein MW Energie „kostet" 0,056 km² an Fläche. Das entspricht beinahe acht Fußballfeldern (68m x 105m). Bis 2050 sollen neue Anlagen mit 126 GW Nennleistung zusätzlich an Land erbaut werden. Das braucht den Platz von ziemlich genau 935 Fußballfeldern. Bisher sind es 53 GW (rechnerisch 393 Fußballfelder) – das zeigt den erheblichen Umfang des Zubaus und die damit verbundenen Eingriffe in die Natur. BMVi und BMWi haben 10.000 km² an „geeigneten Flächen" (ohne Naturschutzgebiete und Siedlungen) für die Windkarft ausgewiesen.
Die Umweltverbände befürworten den weiteren Ausbau von Windkraft an Land – trotz Vogelschlag und Flächenverbrauch.
Die in der Öffentlichkeit stark präsenten Verbände wie BUND, WWF und Greenpeace befürworten dennoch den Windkraftausbau. Ihre Erwartung: Bei einem ungebremsten Klimawandel rechnet der WWF mit dem Aussterben der Hälfte der Tier- und Pflanzenarten bis zum Jahrhundertende. Bei Einhaltung des 2°-Ziels immer noch damit, dass jede vierte Art zugrunde geht. Wie valide solche Prognosen sind, sei dahingestellt.
Windkrafträder seien keine Gefahr für den Bestand ganzer Arten. Denn vor dem Bau jeder Anlage muss deren Verträglichkeit für den umgebenden Naturraum geprüft werden. Auch wenn sich „nie zu 100% ausschließen lässt, dass einzelne Tiere dabei zu Schaden kommen", sagt Henrik Maatsch, Referent für Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland auf Anfrage von FUCHSBRIEFE.
Umweltverbände sind sich nicht einig. Kritische Stimmen sehen schwerwiegende Folgen.
Es gibt allerdings auch deutlich kritischere Stimmen in der Umweltschutz-Szene. Die Deutsche Wildtierstiftung sieht im Ausbau der Windenergie „eine Gefahr für zahlreiche Wildtiere". In Deutschland fielen den Windkraftanlagen schon heute im Jahr bis zu 250.000 Fledermäuse und über 12.000 Greifvögel zum Opfer. Alle in Deutschland heimischen Fledermausarten stehen mittlerweile auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Der NABU kritisiert die häufige Missachtung des Artenschutzes bei der Genehmigung von Windkraftanlagen insbesondere in Brutrevieren des seltenen Schreiadlers.
Der NABU mutmaßt, dass immer wieder „Konflikte mit Artenschutzrecht bewusst verschleiert" würden. In den für Windparks geeigneten Hochlagen finden sich vielfach wertvolle, alte und naturnahe Waldbestände. Sie sind laut Wildtierstiftung ein Garant der biologischen Vielfalt. Seit 2010 hat sich laut Bundesverband Windenergie die Anzahl an Windenergieanlagen im Wald innerhalb Deutschlands versiebenfacht.
Die Wildtierstiftung fährt daher auch schweres Geschütz gegenüber den Befürwortern des Ausbaus auf. Sie nutzten das ihnen zur Verfügung stehende Einspruchs- und Klagerecht im Konflikt zwischen Windkraft und Naturschutz unzureichend. Sie müssten daher im Hinblick auf ihr Verbandsklagerecht überprüft werden.
Fazit
Der Windkraftausbau an Land muss mit heftiger Gegenwehr rechnen. Auch wenn sich die großen NGOs im Naturschutz auf eine „Mainstreamhaltung" verständigt haben.