Zuviel heiße Luft
CO2-Begrenzungen laufen ins Leere. Die die weltweit wachsende Mittelschicht treibt den Energieverbrauch weiter an.
Parallel zur aktuellen UN-Klimakonferenz von Paris bremsen die Öl-Konzerne die Hoffnungen auf eine Begrenzung des CO²-Ausstoßes. Ein Blick auf die regelmäßig erstellten langfristigen Verbrauchsprognosen der Konzerne zeigt: Bis mindestens zum Jahr 2050 wird der Verbrauch fossiler Energien global weiter ansteigen. Kein Konzern rechnet kurzfristig mit sinkender Nachfrage und somit sinkenden Emissionen. So prognostiziert Shell in seiner Zukunftsprojektion erst ab 2040 bis 2060 einen sinkenden Verbrauch fossiler Energie. Zhou Jiping, Präsident von der China National Petroleum Corporation (CNPC) erwartet, dass noch Mitte dieses Jahrhunderts die fossilen Energieträger global klar dominieren. BP kalkuliert einen stetigen Anstieg des Verbrauchs fossiler Brennstoffe bis 2035. ExxonMobil sieht einen steigenden Verbrauch fossiler Energie bis 2040. Treiber des Energieverbrauchs wird die weltweit wachsende Mittelschicht sein. Die Entwicklung zahlreicher Länder und damit einhergehend der Aufstieg von Millionen von Menschen in die Mittelklasse führt zu deutlich höherer Energienachfrage. Daher erwarten die Konzerne in den OECD-Staaten kaum Zuwächse im Energieverbrauch – aber in den aufstrebenden Ländern. Die Erneuerbaren Energien werden dennoch an Bedeutung gewinnen. Das sehen auch die Ölkonzerne so. Die Chancen der regenerativen Energien liegen in großen Zuwachsraten. Ihr Anteil am Energiemix ist aber noch sehr gering und das Wachstum kann der starken Nachfrage in den Emerging Markets kaum folgen. Darum werden die Erneuerbaren in den Shell-Szenarien erst um das Jahr 2100 die Energieerzeugung dominieren. Eine kurzfristige Reduktion der CO²-Emissionen scheint daher illusorisch. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten die entwickelten Länder den aufstrebenden Volkswirtschaften erklären, sie sollten auf Wirtschaftswachstum und den Aufstieg ihrer Mittelschicht verzichten. Das hätte natürlich auch gravierende Rückkopplungen auf die Exporte der Industrieländer. Keines der Szenarien der globalen Energiekonzerne erreicht das politisch definierte 2%-Ziel. Im Gegenteil: Bis 2030 dürften die CO²-Emissionen um 25% ansteigen, erst dann wird der Höhepunkt der Emissionen erreicht sein. Zwar ermöglichen Carbon Capture and Storage (CCS)-Projekte die Reduktion der CO²-Emissionen bei Kraftwerken, die mit fossiler Energie betrieben werden. Auch das wird aber nicht ausreichen.
Fazit: Die ökologische Zielvorstellung läuft konträr zum ökonomischen Ziel eines hohen Wachstums des BIP und einer Reduzierung der globalen Armut. Die Politik wird diesen Ziel- und Verteilungskonflikt anders lösen müssen als durch CO²-Begrenzungen.