EZB sucht sanften Ausweg
Die Europäische Zentralbank hält an Ihrem Rettungskurs fest und gerät dabei in Erklärungsnot.
Die Europäische Zentralbank (EZB) kommt wie prognostiziert in Erklärungsnot (FB vom 3.4). Anlass sind die jüngsten Inflationsdaten. Diese haben mit 1,9% in der Eurozone das Ziel der europäischen Geldhüter von „nahe, aber unter 2%“ praktisch perfekt erreicht. Dennoch halten die Währungshüter an ihrem eingeschlageenen „Rettungskurs“ fest.
Die EZB fährt zunächst weiter auf ihrer Linie – allerdings nicht mehr unbeirrt. Die Zinsen bleiben zwar am Boden, die Strafzinsen verharren ebenfalls bei minus 0,4%. Dei Argumentation der EZB folgt dabei genau dem Muster, das wir Ihnen hier schon angekündigt hatten: Die gestiegene Inflation ist nur ein kurzfristiger Effekt. Auch an den Anleihenkäufen halten die Geldhüter darum fest und haben dieser Tage damit ein Volumen von 1,5 Bio. Euro erreicht.
Im Kern geht es im neuen EZB-Turm aber darum, wie die Geldhüter ihre Zinspolitik normalisieren. Offenbar haben die Zentralbanker dafür noch keinen Plan. Innerhalb der EZB verschärft sich die Debatte um einen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik aber zunehmend.
Offenbar fürchten die EZB-Direktoren, dass der Markt heftig auf einen Richtungswechsel der Notenbank reagiert. EZB-Direktor Yves Mersch möchte darum, dass „jedwede Diskussion strukturiert, geordnet und angemessen umsichtig“ geführt wird.
Die Anleihenmärkte stellen sich unterdessen auf einen Wechsel in der Zinspolitik ein. Das ist an den Renditen abzulesen. Die 10-Jährige für deutsche Staatspapiere hat sich bei knapp unter 0,40% eingependelt. Angesichts der guten Konjunkturaussichten rechnen wir damit, dass sie weiter moderat steigen wird. Verdichten sich die Signale, dass die EZB den Ausstieg sucht, wird sich die Rendite in Richtung 0,80% bewegen. Vor diesem Hintergrund ist eine Analyse der DZ Bank interessant. Das Haus erwartet, dass die EZB den Negativzins noch in diesem Herbst von -0,4% auf -0,25% verändert.
Fazit: Während Konjunktur und Inflation anziehen, sucht die EZB einen sanften Ausweg aus ihrer lockeren Geldpolitik. Den Pfad dafür wird sie in den kommenden Monaten mit Worten ebnen. Die Zinsen werden weiter moderat steigen.