Falsche Politik bedroht das Wachstum
Chinas Wachstum könnte durch die verfehlte Innovationspolitik zum Erliegen kommen – und den Aufstieg des Landes beenden. Das zumindest zeigt eine Studie des ZEW. Fuchsbriefe hatten bereits im Frühjahr 2019 auf diesen Aspekt hingewiesen.
Derzeit ist die Welt beeindruckt von Chinas schnellem Abstreifen der Coronakrise. In diesem Jahr wird das Land als eines der wenigen ein Wachstum verbuchen.
Aktuelle Zahlen sprechen für ein Ende des wirtschaftlichen Aufstiegs
Aktuelle Zahlen sprechen aber dagegen, dass sich der Erfolg dauerhaft fortsetzt. Noch gehört das Land mit einem BIP pro Kopf von 10.410 USD (Platz 66 unter allen Staaten 2019) zu den Ländern mit mittleren Einkommen. Deutschland liegt als Hocheinkommensland mit 48.520 USD auf Platz 16. China droht, wie schon viele Länder zuvor – darunter Russland, Argentinien, Venezuela, usw. –, nach schnellem Aufstieg bei einem mittleren Einkommen zu verharren.
Zu geringes Produktivitätswachstum
Das Produktivitätswachstum ist seit Jahren zu gering, um das Wirtschaftswachstum dauerhaft anzutreiben. Seit der Finanzkrise waren Investitionen in Maschinen und Anlagen der wichtigste Wachstumstreiber. Diese stagnieren aber durch die Hinwendung der Wirtschaft zum Konsum und fallen als Antreiber in Zukunft aus.
Eine schon bald sinkende Zahl an Arbeitskräften und sinkende Investmentrenditen (ROI) machen das Produktivitätswachstum zur einzigen Triebfeder für zukünftiges Wachstum. Mit einem Wachstum von 0,7% im Jahr zwischen 2009 und 2018 wuchs die chinesische Produktivität kaum mehr als die deutsche (0,53%) oder die der USA (0,65%). Bleibt es dabei, kann das Land nur noch im Zeitlupentempo weiter aufholen.
Wesentliche Ursache: unproduktive Staatsbetriebe
Wesentliche Ursache sind die etwa 120.000 Staatsbetriebe, die knapp 60 Mio. Arbeitsplätze bieten. Die Staatsbetriebe beschäftigen mehr Mitarbeiter als nötig und sind daher dauerhaft unproduktiv. Das Ziel hoher Beschäftigungsraten steht dem weiteren wirtschaftlichen Aufstieg des Landes entgegen. Dennoch: Über 80% aller Beschäftigten in China arbeiten in Privatunternehmen.
Hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung mit geringem Ergebnis
Die hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung führen zu wenig spektakulären Ergebnissen. Die Ausgaben sind mit 2,19% des BIP sehr hoch. Sie entsprechen einem Hocheinkommensland. Und sie liegen in absoluten Zahlen ähnlich hoch wie die der USA. Den stark gestiegenen Mitteln stehen aber keine steigenden, sondern nur konstante Forschungsergebnisse entgegen.
Stark gestiegene Zahl aber geringer Wert der Patente
Zwar werden inzwischen über die Hälfte aller Patente weltweit von Chinesen beantragt. Aber die Qualität der Patente ist gering. Nur etwa ein Drittel schützt echte Innovationen. Die öffentliche Förderung von F und E hat besonders große und mittlere Unternehmen veranlasst, eigene F und E-Aktivitäten zu verringern. Forschung, die in Unternehmen betrieben wird, erhöht die Produktivität stärker, weil sie dem Konkurrenzdruck ausgesetzt ist. Die von der Politik vorgegebenen Innovationsziele führen dazu, dass die Mittel in anderen Bereichen fehlen, wo sie größere Wirkung entfalten könnten.
In seinem jüngsten Fünfjahresplan (2021 bis 2025) hat China zwar Innovation als Triebfeder für die künftige Wirtschaftsentwicklung ausgegeben. Die hohen Investitionen in den Bereich zeigen aber keine überzeugenden Ergebnisse.